Der Gang in die Oberklasse wird zur Ochsentour, aber das kann Diana Langes-Swarovski nicht erschüttern. Die Präsidentin des Bundesliga-Neulings WSG Wattens, der künftig in Anlehnung an eine goldene Ära WSG Swarovski Tirol heißen wird, managt unter anderem eine Büffelherde. Die nicht ganz leicht überschaubare Menge von 2500 Stück Vieh weidet jedoch nicht im Tiroler Unterland, sondern im fernen Venezuela. Die Farm blieb noch erhalten, „alle umliegenden Besitzer wurden enteignet“, sagt die vielseitige Konzernlady. Auf ihrem Grund seien die Beschäftigten einigermaßen sicher im von politischen Wirren so heftig erschütterten Land. Ihr blutet das Herz angesichts der dortigen Entwicklung, die soziale Ader pulsiert unentwegt.

Die Veränderung hätte kaum drastischer ausfallen können. Langes-Swarovski hat Südamerika hinter sich gelassen, um sich vorrangig dem bodenständigen Fußball zu widmen, und strahlte mit ihrem unwiderstehlichen Lachen hinein in das männerdominierte Betätigungsfeld. Aber mit der Frau Präsidentin aus der Kristall-Dynastie hielten Glanz und Glorie Einzug beim einstigen Arbeiterklub. Der Aufstieg in die höchste heimische Liga war vorerst die Krönung ihres von Leidenschaft und Enthusiasmus getragenen Engagements. Seither gibt es jedoch kein Halten mehr. „Es ist alles so positiv, aber wir müssen Gas geben, wir sind alle sehr gefordert.“

Einstige Hochburg

Der Fußball ist in der DNA von Diana Langes fest verankert, er speist sich aus dem Swarovski-Strang und traf den Nerv des Mädchens, als Wattens zu einer Hochburg des heimischen Kicks avancierte. „Solange ich denken kann, spielt Fußball in meinem Leben eine wichtige Rolle“, sagt sie und erinnert sich an die Tiroler Blütezeit. Die Kindheit war stark geprägt von den regelmäßigen Besuchen auf dem Fußballplatz. „Ich habe die großen Momente miterleben dürfen, all die Emotionen, die Leidenschaft“, sagt Langes und erzählt von ihren ganz persönlichen Berührungspunkten. „Ich bin beim Ernst Happel auf dem Schoß gesessen, der Hansi Müller hat mich in seinem Cabrio in die Schule gebracht.“ Auch das sportliche Gedächtnis hat viele Ereignisse abgespeichert. „Das ist alles in meinem Hinterkopf, auf solche Erfolge arbeite ich wieder hin.“

Dabei war sie schon drauf und dran, bei Wacker Innsbruck einzusteigen. Doch ihr Vater Gernot Langes, in den Achtzigerjahren Präsident des FC Tirol, hat sie geradezu angefleht, in Wattens die Führung zu übernehmen. „Und dann war ich Präsidentin, es haben alle brav die Hand gehoben.“ Vorbehalte gegen den weiblichen Vormarsch, sollte es welche gegeben haben, hatten sich in Mikropartikel aufgelöst. Keiner wagte zu widersprechen.

Neues Stadion

Zu diesem Zeitpunkt spielte Wattens in der Regionalliga, inzwischen ist der Klub unter ihrer Führung ganz oben angekommen. Dass der Lokalrivale Wacker abgestiegen ist, findet sie „schade“. Konkurrenz belebt, sagt Langes-Swarovski, deren erstes Ziel nun der Klassenerhalt ist, um ihren Verein im nächsten Jahr im eigenen Stadion präsentieren zu können. In der kommenden Saison müssen die Wattener ins ungeliebte Wacker-Stadion nach Innsbruck ausweichen.

Der Jubel über den Aufstieg war gewaltig
Der Jubel über den Aufstieg war gewaltig © GEPA pictures

Dass sie als Frau eine Spitzenposition im Fußball bekleidet, werde ihrer Erfahrung nach nicht mehr groß thematisiert. Mit Hartbergs Brigitte Annerl verfügt Swarovski-Langes über eine ebenso leidenschaftliche Mitstreiterin. Frauen würden, sagt sie, über „mehr Feingefühl“ verfügen. „Ich mache alles mit Herz, sehe die menschliche Seite.“ Diese würde im Fußball zu oft zu kurz kommen. Umgekehrt wünschte sich die Multi-Unternehmerin „mehr Selbstvertrauen. Da könnten wir uns eine Scheibe von den Männern abschneiden.“ Mit der Zeit gewinnt sie an Sicherheit. „Ich kann aber auch meine Schwächen zeigen.“

Den Zusammenhalt zu fördern, gehört zu ihren Grundsätzen, ob im Fußball oder in anderen Bereichen. Im Haus Swarovski ist Diana Langes als Familienrätin zuständig für 210 Anverwandte, sie sorgt für die Balance. „Ich achte darauf, dass alle gut miteinander auskommen.“ Das gilt natürlich auch für die Mannschaft unter ihrem Erfolgstrainer Thomas Silberberger.