Am Dienstag schaltete sich der FIFA-Präsident ein. "Rassismus", ließ Gianni Infantino via Instagram verlauten, "ist ein Verbrechen. Rassisten müssen strafrechtlich verfolgt und verurteilt werden", erklärte der Schweizer. Darüber hinaus forderte der Weltfußballboss, dass Klubs, deren Fans aufgrund rassistischer Vorfälle im Zuge eines dreistufigen Vorgehens einen Abbruch herbeiführen, automatisch mit einer Strafverifizierung sanktioniert werden. Außerdem will Infantino ein "weltweites Stadionverbot für Rassisten" einführen. Es dürfe "keinen Rassisten in irgendeinem Stadion der Welt" mehr geben.

Unmittelbarer Anlass für Infantinos Äußerungen waren die jüngsten Vorfälle in der spanischen Liga im Match zwischen Valencia und Real Madrid, als Real-Stürmer Vinicius Junior massiv rassistischen Beleidigungen ausgesetzt war. Am Dienstag wurden sieben Personen festgenommen, drei davon gehören mutmaßlich zu den Übeltätern vom Sonntag, vier in Madrid Verhaftete sollen im Jänner eine Puppe mit einem Trikot des Brasilianers an einer Brücke aufgehängt haben.

Bei den in Madrid Festgenommenen soll es sich um Angehörige einer Ultra-Gruppe von Atlético Madrid handeln. Ihnen werden nun Hassdelikte zur Last gelegt. Die braune Puppe war am 26. Jänner an einer Brücke unweit des Trainingsgeländes von Real aufgehängt worden, versehen mit dem Atlético-Slogan: "Madrid hasst Real".

LaLiga gibt sich "ohnmächtig"

In Valencia wurde Vinicius u. a. als "Affe" beschimpft, in der Nachspielzeit sah er nach einer Rudelbildung zwischen Spielern der beiden Klubs die Rote Karte. Der Angreifer erhob via Twitter dann schwere Vorwürfe gegen die spanische Liga. "Rassismus ist in LaLiga normal", schrieb Vinicius. LaLiga-Präsident Javier Tebas schrieb danach seinerseits von Verleumdung. Spaniens Fußball-Verbandschef Luis Rubiales gab hingegen zu, dass es im spanischen Fußball ein "ernstes Rassismusproblem" gebe.

Die unter Druck geratene LaLiga reagierte am Dienstag mit der Feststellung, dass man sich "ohnmächtig" fühle, das Problem anzugehen, da die spanische Gesetzgebung ihre Maßnahme darauf beschränke, rassistische Vorfälle zu melden. Man sei "äußerst frustriert über das Ausbleiben von Sanktionen" durch Sportdisziplinarbehörden oder Gerichte, bei denen die Beschwerden eingereicht werden, hieß es in einem Schreiben. Die Liga listete diverse Fälle von rassistischen Beschimpfungen gegen Spieler auf, darunter neun in Zusammenhang mit Vinicius. Alle davon könnten aufgrund mangelnder Beweise nicht vor Gericht gebracht werden.

Starke Solidarität für Vinicius in Brasilien

Aus seiner Heimat Brasilien ist die Unterstützung für den Teamstürmer groß. Staatspräsident Lula da Silva verurteilte die rassistischen Beschimpfungen gegen den Vereinskollegen von Österreichs Teamspieler David Alaba auf dem G7-Gipfel in Japan. Die normalerweise hell erleuchtete Statue Cristo Redentor über Rio de Janeiro blieb am Montagabend aus Protest gegen die Anfeindungen gegen Vinicius für eine Stunde komplett im Dunkeln.

Spaniens Botschafter in Brasilien wurde ins Außenministerium zitiert. "In Anbetracht der Schwere der Fakten und der Tatsache, dass es sich um einen weiteren inakzeptablen Vorfall handelt, bedauert die brasilianische Regierung zutiefst, dass bis heute keine wirksamen Maßnahmen ergriffen wurden, um eine Wiederholung dieser rassistischen Handlungen zu verhindern", hieß es in einer Erklärung.