Nach der Flucht in die Kabine vor den aufgebrachten Espanyol-Fans konnte die Meister-Fiesta des FC Barcelona so richtig losgehen. Präsident Joan Laporta gab nach dem 4:2 beim Stadtrivalen am Sonntagabend klatschnass die Stimmungskanone in der Kabine. Auf den Straßen bejubelten Tausende Barça-Fans den 27. Meistertitel der hoch verschuldeten Katalanen schon vier Runden vor Schluss. "Eine Leistung für die Ewigkeit", schrieb das spanische Sportblatt "Mundo deportivo" am Montag.

Die Freudentänze der Spieler auf dem Rasen hielten nur für wenige Sekunden an. Der neue spanische Meister hatte sich gerade für eine erste Feier am Mittelkreis von Stadtrivale Espanyol versammelt, da stürmten wütende Fans der Gastgeber den Rasen. "Die Feier ist normal, aber ich verstehe, dass wir nicht in unserem Stadion sind und nicht respektlos sein dürfen. Ich weiß, dass das schwierig zu kontrollieren ist. Aber ich habe den Spielern gesagt, dass sie jetzt besser schnell reingehen", sagte Barça-Trainer Xavi im Anschluss an den Derbysieg. Zusammen mit der Frauenmannschaft, die ebenfalls die Meisterschaft gewann, sollte die Party Montagabend mit einem Bus-Korso durch Barcelona weitergehen.

Eine weitere Krönung aus Sicht vieler Barça-Begeisterter könnte dabei erst noch kommen. "Wir versuchen alles Mögliche, um Messi nach Barcelona zurückzuholen", zitierten spanische Medien Laporta. Lionel Messi hatte am Samstag bei seinem Comeback nach Suspendierung wieder Pfiffe im Stadion seines Noch-Arbeitgebers Paris Saint-Germain ertragen müssen. 2019 war Messi beim 26. Meistertitel für Barcelona noch dabei gewesen, 2021 beim 31. und bis dato letzten Pokalsieg auch.

Und irgendwie war er auch nach dem Meisterstück unter Trainer Xavi Hernandez ziemlich präsent. "Messi 'schleicht sich' in die Umkleidekabine von Barça", schrieb "Mundo deportivo", nachdem der Name des 35 Jahre alten argentinischen Weltmeisters auch in der Kabine gefallen war: Barcelonas uruguayischer Abwehrspieler Ronald Araujo hatte ihn angeblich während eines TikTok-Videos erwähnt.

Auf den Straßen stimmten sie immer wieder die langgestreckten "Messi, Messi, Messi"-Rufe an. Ob eine Rückkehr möglich wird, hängt vom Finanzierungsplan ab. Der Klub hatte sich Messi vor zwei Jahren nicht mehr leisten können, zu massiv waren die Schulden. Unter Tränen verabschiedete sich Messi damals, Rückkehr nicht ausgeschlossen. Soll es nun klappen, müssen die Gehälter gesenkt und Spieler abgegeben werden. Gerade erst kündigte Vereinslegende Sergio Busquets sein Ende beim FC Barcelona an – manch einer wertete dies als weiteres Indiz für ein Messi-Comeback im Camp Nou.

Großes Lob für Marc-André ter Stegen

Dieser jüngste Meistertitel ist aber einer ohne Messi, der erste übrigens ohne den Superstar seit 1999 - die zehn nachfolgenden fallen in seine Ära. "Die Mannschaft hat den Verein auch ohne Leo Messi getragen", schrieb "El País" und kürte einen Deutschen zum großen Campeón unter den Campeónes. "Barça hat den Titel geholt, ja. Aber wenn diese Liga einen Gewinner hat, dann ist es Marc-André (ter Stegen). Der Torhüter wurde zum Symbol einer Mannschaft, die im Camp Nou eine noch nie da gewesene Mauer errichtete." Gerade einmal 13 Gegentore kassierten die Katalanen in 34 Spielen.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist Xavi Hernandez. "Er kennt nicht nur den Fußball, sondern auch den Klub und den Stil", sagte Laporta über den hochdekorierten Ex-Profi des Klubs. Dass der Titel vier Spieltage vor Schluss vergeben wurde, spricht für den Coach, der den Posten im November 2021 übernommen hatte. Nach den Toren von Torjäger Robert Lewandowski (11., 40.), Alejandro Balde (20.) und Jules Koundé (53.) zum Sieg gegen Espanyol liegt Erzrivale Real Madrid uneinholbare 14 Punkte zurück auf Platz zwei.

Allerdings war die Saison des FC Barcelona neben den Negativ-Schlagzeilen um den angeblichen Skandal um Schiedsrichter-Beeinflussungen auch von sportlichen Tiefschlägen geprägt. In der Champions League schieden die Katalanen in der Gruppenphase aus, in der Europa League ging es nach der Zwischenrunde schon nicht mehr weiter. Im spanischen Pokal setzte sich Real im Halbfinale durch. Doch zählte das im Rausch des Titel-Triumphes nicht.