Das Europa-League-Spiel zwischen Sparta Prag und den Glasgow Rangers (1:0) am Donnerstagabend stand unter besonderen Vorzeichen. Die Tschechen waren aufgrund rassistischer Vorfälle gegen AS Monaco im August zu einem Geisterspiel verdonnert worden. Dank einer Ausnahmeregel fand das Spiel dennoch vor Publikum statt - und zwar vor jungem: 10.000 beaufsichtigte Kinder durften mit Begleitpersonen dem Spiel beiwohnen.

Doch offenbar verschwindet der Rassismus in Tschechien auch bei ausschließlich jungem Publikum nicht aus dem Stadion. Glasgow-Spieler Glen Kamara wurde von den Kindern, die alle noch keine 14 Jahre alt waren, ausgebuht. Jubel gab es erst, als er aufgrund seiner zweiten Gelben Karte in der zweiten Hälfte vorzeitig vom Platz musste - und Medienberichten zufolge seien auch rassistische Rufe zu hören gewesen.

Erst im März war Kamara in Prag Opfer rassistischer Beleidigungen gewesen. Bei Stadtrivale Slavia Prag war er mit Ondrej Kudela aneinandergeraten. Der Tscheche wurde wegen rassistischer Äußerungen für zehn Spiele gesperrt worden. Auch Kamara, dem Kudela vorgeworfen hat, ihn geschlagen zu haben, fehlte in weiterer Folge drei Spiele.

Außenminister bittet Briten-Botschafter zu Gespräch

Das Europa-League-Spiel hat ein diplomatisches Nachspiel. Der tschechische Außenminister Jakub Kulhanek verwahrte sich am Freitag gegen Berichte, Kinder und Jugendliche hätten Kamara von den Tribünen aus rassistisch beleidigt. Der Sozialdemokrat kündigte bei Twitter an, den britischen Botschafter deshalb für Montag zu einem Gespräch ins Außenministerium in Prag einzubestellen.

"Geschmacklose Beleidigungen tschechischer Kinder" hätten im Fußball und in den Beziehungen zwischen beiden Staaten nichts zu suchen, kritisierte der Chefdiplomat.