Nur noch einen Punkt liegt der Serienchampion hinter dem Spitzenreiter, der spätestens in zwei Wochen im direkten Duell in München überholt werden soll. "Wir wollen auf jeden Fall an die Tabellenspitze. Da sieht sich der FC Bayern, da sehen wir Spieler uns. Darauf arbeiten wir hin", sagte Thomas Müller. In den Rückspiegel, in dem die Verfolger Borussia Mönchengladbach und auch Borussia Dortmund mit dem neuen Erfolgsgaranten Erling Haaland lauern, blickte am Wochenende in München niemand. "Für uns war es sehr gelungener Spieltag. Wir haben die Qualitäten, um Meister zu werden. Das war ein guter Anfang", sagte Coach Hansi Flick.

Weniger gut war die Laune bei Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann nach dem 0:2 bei Eintracht Frankfurt. "So wirst du am Ende halt nur Vierter - wenn es gut läuft", wetterte der Coach und warf seinen Profis mangelnde Gier auf den Titel sowie fehlende Einstellung im Training vor. "Es ist die Frage: Wollen wir das Gipfelkreuz erreichen oder bleiben wir kurz darunter stehen und genießen die schöne Aussicht", philosophierte der 32-jährige Trainer der Österreicher Marcel Sabitzer, Konrad Laimer, Stefan Ilsanker und Hannes Wolf.

Ihre Titelreife müssen die Leipziger nun gegen Borussia Mönchengladbach und in zwei Wochen in München beweisen. Von dem auf mittlerweile einen Punkt geschrumpften Vorsprung auf den FC Bayern wollte Nagelsmann nichts hören. "Wir stehen immer noch oben, aber wenn wir 100 Prozent des Gipfels erreichen wollen, müssen wir noch viel arbeiten", mahnte er und redete sich in Rage: "Ich weiß nicht, ob jeder Spieler das verstanden hat. Die Entscheidung trifft jeder für sich, ob er ein Gewinner sein will und etwas reißen will." Und diese Entscheidung beginne "schon zwischen den Ohren: Nicht der, der am meisten darüber spricht, sondern der am meisten Punkte holt, gewinnt am Ende."

Dem missgelaunten Nagelsmann ging es vor allem um die Einstellung seines Teams im Training. "Wir hatten am Mittwoch kein gutes Elf gegen Elf, mit sehr wenig Engagement und Elan. Es ist nicht so einfach auf dem Platz, wenn man im Training nicht an die Grenze geht", erklärte er. "Mir geht's einfach um die paar letzten Prozentpunkte. Da muss man hin und wieder die Finger in die Wunde legen. Wir sind nicht auf einem Niveau mit Bayern oder Dortmund. Deshalb müssen wir jede Trainingsminute besser nutzen als Bayern oder Dortmund, um näher heranzukommen."

Sein Team hatte nach neun ungeschlagenen Partien erstmals wieder verloren, es war die dritte Saisonniederlage für den Herbstmeister. Nachdem Leipzig bei seiner Serie zuletzt immer mindestens drei Tore erzielt hatte, gingen die Gäste diesmal leer aus. Das war RB in der gesamten Liga-Saison noch nicht passiert.

Eintracht Frankfurt hingegen untermauerte den Ruf als Favoritenschreck. Das wiedererstarkte Team des Vorarlberger Trainers Adi Hütter feierte nach dem 5:1 gegen den FC Bayern und dem 3:0 gegen Bayer Leverkusen einen weiteren Erfolg gegen ein Spitzenteam. "Vielleicht sollten wir in einer eigenen Liga spielen und sagen: Wir spielen nur noch gegen diese Mannschaften. So eine Art Super League in der Bundesliga", scherzte Sportvorstand Fredi Bobic.

Während sich Hütters Frankfurter wenige Wochen vor den Europa-League-Duellen mit Red Bull Salzburg wieder im Aufwind befinden, zeigt die Tendenz beim Club des zweiten österreichischen Trainers in der deutschen Bundesliga nach unten. Bei Oliver Glasners VfL Wolfsburg war nach dem Heim-1:2 gegen Hertha BSC Krisenstimmung angesagt. An die Qualifikation für einen internationalen Bewerb wird praktisch kein Gedanke mehr verschwendet. "Wenn wir mit zwei Niederlagen in die Rückrunde starten, können wir dieses Thema ad acta legen", sagte Glasner.

Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke beim VfL Wolfsburg einen sportlichen Neustart und ein taktisches Umdenken gefordert. "Wir müssen anfangen, neue Wege zu gehen. Wir spielen vorne konstant mit drei Spitzen. Und mein Eindruck ist, dass uns das nicht dabei hilft, um Torchancen zu kreieren", sagte der 55-Jährige am Sonntag in der Sport1-Sendung "Doppelpass".

Schmadtke nahm damit Oliver Glasner in die Pflicht, ohne ihn grundsätzlich infrage zu stellen. "Es geht nicht um den Trainer. Sondern darum, wie wir diese Situation bewältigen können. Die haben wir gemeinschaftlich zu lösen", sagte er. "Der Weg, den wir gerade bestreiten, ist, glaube ich, schwierig. Der wird nicht dazu führen, den Knoten zu lösen. Wir müssen uns eher resetten. Wir haben gedacht, wir sind weiter, als wir tatsächlich waren", sagte Schmadtke.