Es war die Szene im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League zwischen Real Madrid und Juventus Turin. Nach dem 0:3 im Hinspiel führten die Italiener im Rückspiel im Bernabeu-Stadion mit 3:0 und sahen sich bereits in der Verlängerung, als Schiedsrichter Michael Oliver nach einem Fragwürdigen Foul von Juves Medhi Benatia an Lucas Vazquez Elfmeter pfiff und Cristiano Ronaldo in der 97. Minute das erlösende 1:3 gelang. Damit stiegen die Spanier ins Halbfinale auf, Juventus versank hingegen in einem Meer von Tränen.

Nach dem Spielende drehte sich natürlich alles um den Elferpfiff - so sahen es die Spieler und Trainer:

Cristiano Ronaldo (Real/zur Elfer-Szene): "Ich weiß nicht, warum sich alle so aufregen. Natürlich ist das ein Foul und ein klarer Penalty. Wenn er ihn nicht schubst, macht Vazquez das Tor."

Cristiano Ronaldo (Real/zum Elfer): "Natürlich war ich nervös, als es länger gedauert hat. Mein Puls ging hoch, weil ich wusste, dass es ein entscheidender Elfmeter ist. Am Ende war ich froh, dass ich ihn reingemacht habe und wir weitergekommen sind."

Gianluigi Buffon (Juventus-Tormann): "Ich werde nicht beurteilen, was der Schiedsrichter gesehen hat. Nur der Referee hat ein Foul gesehen. Wenn es in der 93. Minute eine solche Situation gibt, muss man das Fingerspitzengefühl haben, nicht all das zu zerstören, was eine Mannschaft in der K.o.-Runde geleistet hat. Dieser Unparteiische hat kein Herz. Stattdessen hat er einen Mülleimer. Wenn du als Schiedsrichter nicht die Sensibilität hast, um zu verstehen, welches Desaster du mit einer solchen Entscheidung anrichtest, dann setz dich lieber mit deiner Familie auf die Tribüne und esse Chips. Er hat unser Herz in den Müll geworfen. Das Leben geht weiter. Ich bin sehr glücklich und stolz über die Partie, die wir gemacht haben. Wir haben etwas geleistet, was undenkbar schien. Es ist ein Jammer, dass es so zu Ende ging, weil das aus meiner Sicht nicht das korrekte Ende war."

Lucas Vazquez (Real): "Toni spielt den Pass, Cristiano legt ihn mir im Fünfer auf und in dem Moment, als ich abschließen will, kommt Juves Verteidiger und drückt mich runter. Das ist ohne Zweifel ein Elfmeter."

Medhi Benatia (Juventus): "Ich kann versprechen, dass ich ihn nicht geschubst habe. Er fiel, weil er nichts anderes mehr tun konnte. Ich habe im Laufe meiner Karriere viele Spiele gemacht und viele weitere im Fernsehen gesehen. Man kann solch einen Elfmeter nicht pfeifen. Das ist für uns enttäuschend."

Massimiliano Allegri (Juventus-Trainer): "Der Schiedsrichter sah ein Foul und gab Penalty. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen. Es ist ein bitterer Beigeschmack, dass wir nicht die Chance bekamen, die Verlängerung zu erreichen."

Zinédine Zidane (Real-Trainer): "Ich habe es selbst nicht gesehen. Aber man hat mir gesagt, es sei Penalty gewesen. Den Entscheid kann man jetzt ohnehin nicht mehr ändern."

Giorgio Chiellini (Juventus): "Bei einem solchen Fußballspiel ist der Schiedsrichter derjenige, der eher in den Hintergrund rücken sollte. Wir sind nicht die Ersten und nicht die Letzten, die unter diesen Ungerechtigkeiten leiden. Auf unsere Leistung sind wir stolz."

Gianni Agnelli (Juve-Präsident): "Es wird höchste Zeit, dass auch in der Champions League der Videobeweis kommt."

Agnelli heizt damit einmal mehr die Forderung nach dem Videobeweis in der Champions League an. "Wir haben die Technologie, um solche Fehler zu vermeiden. Ich bin sicher, dass der Schiedsrichter die am meisten enttäuschte Person des Abends sein wird, wenn er sich den Mitschnitt des Spiels noch einmal anschaut", sagte Agnelli weiter.

Den nächsten Schritt setzen

Bereits am Dienstag war es im Spiel zwischen Manchester City und Liverpool zu Diskussionen gekommen, nachdem Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz das vermeintliche 2:0 für City wegen einer umstrittenen Abseitsstellung nicht gegeben hatte. "Viele Verbände haben den Videoschiedsrichter schon eingeführt, es gibt diese Technologie also", sagte Agnelli. Nun müsse sie auch so schnell wie möglich angewandt werden. "Es geht nicht um einen oder zwei Vorfälle, sondern darum, in einem Bewerb, in dem es um so viel Geld und Prestige geht, den nächsten Schritt zu tun."

Die europäische Fußball-Union (UEFA) hat sich bisher allerdings immer gegen die Einführung des Videobeweises gestellt. Dies wird sich auch kommende Saison nicht ändern. Die Königsklasse sei zu wichtig, um sie als Versuchsumgebung zu nutzen, sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin vor drei Wochen in Klagenfurt. Bei der WM in Russland wird die Technologie zum Einsatz kommen. Im Fußball-Oberhaus von Italien und Deutschland ist der Videobeweis ebenfalls schon im Einsatz, wie auch in einigen englischen Cup-Spielen.