So richtig schlau ist der aufmerksame Beobachter dieser Fußball-Europameisterschaft bisher nicht geworden aus dem Potenzial der Engländer und der Deutschen. Und ehe man sich’s versieht, wird sich ein Team schon heute nach dem direkten Achtelfinalduell verabschieden. Der Heimvorteil hat keine Bedeutung, die Deutschen haben Wembley lieben gelernt.

Aber das Team von Jogi Löw gab seinem scheidenden Bundestrainer in den bisherigen Partien einiges aufzulösen. Eine große Chance für die Gäste liegt darin, dass der Respekt der Engländer vor Deutschland gewaltig ist. Das ist auch bei den Portugiesen stets der Fall und gerade in der Partie gegen Cristiano Ronaldo & Co. konnten die Deutschen ihr Spiel nach Belieben aufziehen.

Die englischen Minimalisten sehen sich auf der Insel durch ihre bisherigen Auftritte heftiger Kritik ausgesetzt. Zwei Tore ist nicht das, was sich das Volk vor dem Turnier von der so hochgelobten Truppe der „Three Lions“ erwartet hatte. Starstürmer Harry Kane blieb bisher sehr viel schuldig, vor allem einen Treffer, und die zahlreichen Jungstars sind in der Gruppenphase schon fast zerpflückt worden.

Reserve und Corona-Gefahr

Phil Foden von Manchester City enttäuschte und kam gegen die Tschechen gar nicht zum Einsatz. Mason Mount war wegen Corona-Verdachts in Isolation, kam am Montag frei, doch er durfte in den vergangenen Tagen nicht mit der Mannschaft trainieren. Ein Einsatz des Chelsea-Kickers ist daher unwahrscheinlich. Die anderen wie die Dortmund-Spieler Jude Bellingham oder der von den Fans eingemahnte Jadon Sancho gehören bei Teamchef Gareth Southgate eher zur Reserve. Dafür steht hinten bisher die Null.

Die deutsche Offensive zeigte gegen Portugal, was möglich ist, wirkte aber gegen die Ungarn erstaunlich gehemmt. Die Routine von Thomas Müller könnte helfen, dies wieder in die andere Richtung zu drehen. Der 31-jährige Fußball-Schelm der deutschen Nation versetzt dem Gegner verbale Seitenhiebe. „Die Engländer versuchen, sich Selbstbewusstsein einzureden.“ Vielleicht spielt er damit an auf eine Aussage von Harry Kane, der eben dieses öffentlich erklärt hatte.

Ärger gab es am Montag um das deutsche Abschlusstraining. Zunächst war der Mannschaft die finale Übungseinheit im Wembley-Stadion untersagt worden, zumindest laut Darstellung des DFB. Dies missfiel Jogi Löw sehr und er hielt seinen Unmut auch nicht zurück. Daraufhin gab es dann doch das Okay, doch der Bundestrainer wollte den Plan nicht mehr ändern und so wurde im Teamcamp in Herzogenaurach trainiert. Das war auch bei den Österreichern und den Italienern der Fall. Der Qualität des Spiels tat dies bekanntlich keinen Abbruch.

Der Sieger trifft auf den Gewinner der Partie Schweden – Ukraine. Das klingt dann doch wesentlich einfacher.