Wer in "Bild" steht, darf sich gratulieren. Rund 3,6 Millionen gedruckte Exemplare und eine Reichweite von 11,5 Millionen Lesern der größten deutschen Tageszeitung garantieren deutschlandweite Aufmerksamkeit - quasi 15 Minuten Ruhm. Den durfte am Dienstag Klagenfurt genießen und zwar richtig. "Hilfe - unser WM-Stadion ist ein Klagenfurz", rümpfte das Boulevardblatt mit gewohnter Stilsicherheit großformatig im Sportteil die Nase. Zur Sicherheit wartete darunter noch der in griffige Lettern gefasste Albtraum der deutschen Fußball-Seele: "Viel zu klein, deutsche Fans kriegen nur 6000 Karten."

Zur Erklärung: Für die Gruppenspiele der deutschen Nationalelf gegen Polen (8. Juni 2008) und Kroatien (12. Juni 2008) sind für deutsche Fans jeweils Kartenkontingente von 6000 Karten vorgesehen - ebenso wie für Kroatien. Das macht zusammen 12.000 Karten oder 20 Prozent der Stadionkapazität, wie es bei der Euro von der UEFA für sämtliche Spiele vorgesehen ist. Messerscharfe Schlussfolgerung des Blattes aus dem Springer-Verlag: Die Arenen für die Euro seien viel zu klein. Logische Lösung: Eine Verlegung der Deutschland-Spiele in die Münchner Allianz Arena.

Milder Protest. Ganz getreu dem Motto des deutschen Ex-Kanzlers Gerhard Schröder ("Zum Regieren braucht man Bild, Bild am Sonntag und die Glotze") fielen die Klagenfurter Reaktionen auf das Bild-Pamphlet dann auch ungewöhnlich milde aus. Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher teilte dem Chefredakteur der Bild-Online(!)-Ausgabe Manfred Hart lediglich umgehend brieflich mit, dass man bei Bild wohl "gegen das Fairness-Prinzip verstoßen habe" und "Blattgründer Axel Springer Respekt und Toleranz zwischen den Völkern als journalistischen Leitsatz postulierte".

Hoffnung. Damit hatte es sich aber auch schon wieder. Weiter unten wurden als Fürsprecher der Klagenfurter Arena noch die Neue Zürcher Zeitung und Top-Schiedsrichter Markus Merk genannt, ihnen schloss sich der Bürgermeister in der Hoffnung an, dass "Vernunft und Anstand" dafür sorgen würden, "Verunglimpfungen zu unterlassen". Zur Beseitigung aller Unsicherheiten wurde auch gleich noch eine Einladung angefügt: So könne man sich bei Bild "von den gediegenen Voraussetzungen, die wir schufen, überzeugen".

Fraglich. Ausgetauscht Ob man bei Bild reagieren wird, ist fraglich, immerhin ruft die Arbeit - Klagenfurt musste bereits am Abend einer wichtigeren Story Platz machen: "Monika Seles - Comeback mit 34. Stöhnt sie ihre Gegnerinnen weg?"