Der Zeitpunkt lässt sich nicht exakt datieren. Es muss wohl Anfang Dezember gewesen sein, als VSV-Vorstandsmitglied Peter Peschel insgeheim zu einem Sinneswandel bewegt worden ist. Zuvor hatte er gebetsmühlenartig an VSV-Geschäftsführer Ulfried Wallisch festgehalten. Trotz massiven Gegenwinds von allen Seiten. Nicht zuletzt vom aktuellen Team, dem sich der Villacher-Bier-Prokurist nun angeschlossen hatte. Die einzige Reibstelle, die es bis dahin gegeben hatte? Peschel forderte seit Monaten eine Gewaltentrennung zwischen GmbH und Verein. „Aus meiner Sicht trägt das Mitschuld an der sportlichen Misere“, spricht er Klartext und ergänzt: „Außerdem fehlt ein Sportvorstand.“ Mahnungen, die tatenlos versickerten. Peschels Sichtweise änderte sich also, ohne dass dies im alten VSV-Vorstand bemerkt worden wäre. Er schenkte stattdessen seinen schärfsten Kritikern (die seit Monaten den Abgang von Wallisch forderten) Gehör. Peschel: „Nach einem E-Mail von Wallisch, in dem er mich bat, seinen Rücktritt zu klären, wusste ich, dass ich handeln muss.“

Das war vor über einer Woche. Dienstag-Abend konfrontierte er den restlichen VSV-Vorstand damit und somit Wallisch von der Übernahme seiner Gruppe. Aus Verbündeten wurden augenblicklich Feinde. Wallisch war nicht bewusst, dass im Hintergrund effizient gearbeitet worden ist. Und 72 Stunden später war der Prozess zur blau-weißen Machtübernahme vollzogen. Dazwischen herrschte ein Nervenkrieg.

Kritiker ins Boot geholt

Aus Feinden wurden plötzlich Verbündete. Für diesen frischen Wind, der sich zu einem wahren blau-weißen Sturm zusammengebraut hatte, sorgte hauptsächlich Initiator Peschel. Damit feiert der frühere VSV-Vorstand Andreas Schwab, nach fünf Monaten im Abseits, sein glorreiches Comeback. Am jähen Umbruch ebenfalls federführend wirkte Notar Gerald Rauchenwald (derzeit Sprecher des Vorstands) und „Kärnten Werbung“-Geschäftsführer Christian Kresse. Dem weiteren, insgesamt sechsköpfigen Team gehören Marc Baumann und Gerd Bacher an. Alle Herren können geballte Fachkompetenz vorweisen. Sie betonen, ihre Vorstandsposten ehrenamtlich, also ohne irgendwelche finanzielle Gegenleistung zu bekleiden. „Kresse war und ist einer der größten Kritiker und den habe ich nun zum Handeln mit ins Boot geholt“, erklärt Peschel die neue Allianz und somit eine Management-Grundregel, wie man mit Gegnern umgeht. Und dass man in der Lage ist, alle strategischen Register in so einer Übernahme zu ziehen. Diesem Druck war Wallisch, dem schließlich auch Sponsoren reihenweise weggebrochen sind, nicht gewachsen. Besondere Tragik erfuhr dieser Prozess aufgrund eines Todesfalls in der Familie Wallisch.

Weite Kreise

Der Kampf mündete schließlich in einem freiwilligen, geordneten Rückzug von Wallisch. Bürgermeister Günther Albel begleitete die verfeindeten Parteien, versuchte stets zu vermitteln. Der Streit zog aber bereits weite Kreise, sogar das Sportministerium beobachtete die Vorgänge. Schließlich stünde für den Villacher Hallenum- bzw. -neubau eine Bundesförderung in Aussicht.

Personelle Konstellation

Interessant wirkt die personelle Konstellation in jedem Fall. Besonders Schwab/Kresse/Rauchenwald gelten jeweils als willensstarke Charaktere. Und auch Peschel ist bewusst, dass er beim VSV drei Alphatiere an Bord hat. Noch zu besetzen ist die Position des Geschäftsführers. Vorerst erfolgt diese interimistisch, wie betont wird. Peschel kann sich aber eine Ausschreibung und damit eine transparente Vergabe durchaus vorstellen.
Die unmittelbaren Auswirkungen auf den Klub, auch aus sportlicher Sicht, sind noch nicht abschätzbar. „Unser Konzept besteht vorerst aus Fragmenten und ist noch nicht spruchreif. Wir werden uns zeitnah vorstellen“, bittet Peschel um Geduld.

Rauchenwald: „Die sportliche wie wirtschaftliche Talfahrt muss gestoppt werden. Grundsätzlich werden wir den Weg fortsetzen – heimische Spieler forcieren und Imports limitieren. Unsere Aufgabe ist es, Trainer Gerhard Unterluggauer zu unterstützen. Er wurde zu lange alleine gelassen.“ Die Mannschaft des VSV erlebte diesen Nervenkrieg aus der Ferne mit. Klar ist: In den Katakomben der Tiroler Straße dürfte bald ein kräftiger Wind wehen.