Jamie Lundmark sagte einmal, dass es nirgendwo auf der Welt so schwierig sei Tore zu erzielen, wie in Klagenfurt. Nach seinem ersten Jahr in Klagenfurt (der Ex-NHL-Stürmer schoss den KAC mit 34 Saisontoren zum Meistertitel) brachte es nur noch auf 12 Treffer. In seiner Abschlusssaison 2018/19 gar nur auf acht. Lundmark litt darunter. Und ähnlich ergeht es nun dem letztjährigen Scharfschützen Nick Petersen. Wenngleich der Kanadier nach wie vor sein strahlendes, jetzt allerdings etwas verlegenes Lächeln aufsetzt, wenn er danach gefragt wird.

Der Kanadier hadert auf dem Eis, seine Mimik verrät es. Aber im Interview sprüht Petersen vor Enthusiasmus: "Ich versuche meinen Beitrag zu leisten, um dem Team zu helfen, um Energie ins Spiel zu bringen. Natürlich würde ich gerne mehr helfen. Der Sieg gegen Bozen tut gut, Niederlagen schmerzen aber immer. Aber wir sind am richtigen Weg. Wir arbeiten hart, versuchen den Jungen zu helfen. Ich denke nicht, dass wir viel falsch machen. Wir werden jedes Spiel besser und besser. Vielleicht kommt das mit Tore schießen in den großen Partien gegen Salzburg oder so zurück. Wenn wir es also brauchen."

Ohne Koch keine Petersen-Show

Neu ist heuer, dass Petersen von Thomas Koch getrennt worden ist. Während das Duo weite Strecken des Grunddurchgangs 2018/19 gemeinsam absolviert und für Furore gesorgt hatte. Das wiederum unterstreicht die wertvolle Arbeit des Klagenfurter Dauerbrenners, dessen Impact sich nun auf die Ausbeute seiner neuen Linienkollegen Andrew Kozek (7G, 6A), Matt Neal (7G, 9A) und auch auf sich selbst (7G, 6A) auswirkt. Petersen: "Man muss immer das Beste aus sich herausholen, egal wo man spielt. Ich wurde heuer mit vielen verschiedenen Spielern zusammengespannt. Obsi (Daniel Obersteiner, Anm.) und Haudi (Lukas Haudum, Anm.) leisten einen guten Job. Wir müssen noch an unserer Abstimmung arbeiten. Vielleicht werden auch wir bald die großen, entscheidenden Tore schießen."

Die nackten Tatsachen des Vergleichszeitraumes? 65 Scorerpunkte (26 Tore, 39 Assists) hielt der 30-jährige Flügelstürmer nach dem Grunddurchgang im Vorjahr. In den bisherigen 18 Auftritten mit dem KAC (ein Spiel "gescratcht") schaffte es Nick Petersen auf magere 12 Scorerpunkte, zwei Tore/10 Assists. Somit sank der Punkteschnitt von 1,2 pro Spiel (2018/19) auf 0,67. Auch das Vertrauen in ihm wurde erschüttert: von 18,44 Minuten Time-on-Ice auf 16,54 Minuten. In vielen Situationen wirkt Petersen heuer wie ein Fremdkörper. Speziell in einem Powerplay zuletzt gegen Bozen kreuzte sich gleich zwei Mal sein Laufweg mit dem des überzeugenden Thomas Hundertpfund. Und auch die Intensität der Auftritte Petersens fiel ab: 0,75 Strafminuten pro Spiel im Vorjahr vs. 0,44 Strafminuten heuer.

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Eine Erklärung für diesen eklatanten Leistungsabfall hat er nicht. Er versucht vielmehr das Thema eher von sich wegzuschieben, wie unter Torjägern üblich: "Ich war zum Saisonstart richtig frustriert, weil nichts reingegangen ist. Aber wie gesagt, ich gebe alles für das Team. Energie bringen, Zweikämpfe gewinnen - das ist alles, was ich in so einem Moment beitragen kann. Der Puck wird wieder ins Tor gehen, hoffentlich." Ob diese Ladehemmung an der Psyche nagt? "Nein, überhaupt nicht. Die Tore werden kommen. Ich weiß ja, was ich kann. Eines Tages werden sie wieder fallen."

Mehr Geduld in Österreich

Diese Zeit wird ihm in der österreichischen Liga eher gewährt, als anderswo. In der Schweiz, Finnland, Schweden, Tschechien oder in der KHL stünde Petersen jetzt massiv unter Druck (egal, was er in der Vorsaison geleistet hatte). Beim KAC springen in puncto Scoring andere in die Bresche, wie Koch, Kozek, Neal, Ganahl, Hundertpfund, Bischofberger - und Petersen schwimmt mit. "Die Hundertpfund-Linie reißt uns derzeit raus, also müssen wir sie füttern." Derzeit kann es sich der KAC auch leisten. Es ist November und die Klagenfurter nehmen den vierten Tabellenplatz ein. Allerdings: Petersens Vertrag läuft mit Saisonende aus und müsste neu verhandelt werden. Trainer Petri Matikainen, der Gerüchten zufolge zukünftig auch Rotjacken-Sportdirektor werden soll, formuliert es so: "Beim KAC werden von den Top-Spielern einfach Top-Leistungen erwartet."

Das Lächeln von "Mr. Blendamed", wie der Rotjacken-Akteur auch genannt wird, würde sich vermutlich nach wie vor jeder gerne Zahnarzt als Werbung an seine Türe heften. Aber es ist schmallippiger geworden.