Jamie Lundmark wartete dort, von wo aus er die meisten Tore geschossen hatte. Halb links vor dem gegnerischen Tor, auf Höhe des Bullykreises. Thomas Koch, sein langjähriger Sturmkollege sagte einmal, dass er diesen Pass oft blind gespielt hatte. Er wusste einfach, dass es dort einen scharf schießenden Abnehmer gibt. Doch dieser Pass kam nicht, wie so oft in dieser Saison. Und vielleicht wird von dort aus niemand mehr so oft für die Rotjacken treffen. Eineinhalb Minuten später war die herausragende Karriere des 37-jährigen Torjägers zu Ende. Ausgerechnet in Bozen, wo er sich schon während des NHL-Lockouts 2004 nicht wohlgefühlt hatte.

„So habe ich mir das Ganze eigentlich nicht vorgestellt“, sagt Lundmark geknickt. Er verheimlicht nicht, dass er Tränen vergossen hatte. „Es war sehr emotional. Man stellt sich oft vor, wie es sein könnte. Mit etwas abzuschließen, das man ein ganzes Leben lang so sehr geliebt hatte. Nur wenige haben das Privileg, so einen Moment erleben zu dürfen“, ein Beweis, dass seine Leidenschaft für Eishockey nie erloschen ist.

Öfter als jeder andere Legionär traf Lundmark in der Klubgeschichte des KAC. Er überholte in dieser Saison Tony Iob (136), schraubte sein Konto auf 140 Treffer. Und mehr als jeder andere, litt er unter seiner Torflaute im Abschiedsjahr mit einer abschließenden Durststrecke von 16 Spielen. Seiner riesigen Popularität in der Stadt tat dies keinen Abbruch. Wenn Kinder mit einem Lundmark-Dress durch die Eishalle gezogen sind, hat ihn das selbst als viel gereisten Eishockey-Routinier tief beeindruckt: „So etwas macht einen stolz. Oft musste ich zwei Mal hinterherschauen. Davon wagt man nicht einmal zu träumen.“

Den Zauber von Eishockey war er selbst bereits mit zwei Jahren erlegen. Wie er diesen seinen Kindern erklärt? „Es braucht Leidenschaft und Freude am Sport sowie Liebe am Gewinnen. Aber es gibt auch die harten, öden Trainingsmonate im Sommer. Und man muss offen sein, sich ständig weiterzuentwickeln und zu lernen.“ Etwas, was der Erstrunden-Draft von 1999 wie nur wenige verkörpert hatte.

Nach Stationen in der NHL (u. a. New York Rangers mit Thomas Pöck, Phoenix Coyotes mit Trainer Wayne Gretzky) landete er via KHL (Dinamo Riga) im Sommer 2012 als wohl letzter Top-Star in der heimischen EBEL. Prompt schoss er die Rotjacken zum Meistertitel.

Realisiert hat Lundmark sein Karriereende noch nicht. Er versinkt aber nicht in Melancholie, sondern blickt voller Erleichterung und Vorfreude auf sein neues Leben: „Ich kann jetzt endlich immer bei meiner Familie sein. Sie hat mir sehr gefehlt“, gesteht der Vater dreier Kinder. „Ich freue mich auf die normalen Dinge: Frühstück zubereiten, die Kinder in die Schule oder zum Eishockey-Training fahren.“ Daheim in Philadelphia.
Bereits am Dienstag sagt er Klagenfurt „goodbye“. Eine Rückkehr ist im Herbst geplant, wenn er vom KAC ehrenvoll verabschiedet wird. Lundmark: „Aber ich werde immer wieder kommen. Klagenfurt ist unsere zweite Heimat geworden.“ In etwa wie die eine Position, von wo aus er am liebsten seine Tore geschossen hatte.