Ein Ausdruck der Zufriedenheit huscht über das Gesicht von Mathias Lange, als er seine zwei Stück Zucker in den Cappuccino rührt. Sein Bonus. Der DEL-Torhüter tut es mit derselben Anonymität in einer Eishockey-verrückten Stadt, wie damals 2002, als er seine Heimat verlassen hatte und es ihn in die USA gezogen hatte. Die Gelegenheit erschien dieses Mal für die vierköpfige Familie Lange günstig, die zehnstündige Autofahrt von Iserlohn nach Klagenfurt aufzunehmen. Deutschlands Liga pausiert dreieinhalb Wochen aufgrund der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang.

Nicht aber die EBEL. Und so ließ sich der 32-Jährige das Sonntag-Duell zwischen KAC und Salzburg nicht entgehen. Langes Wertschätzung gegenüber seinem Stammklub ist so groß, dass er es sich nicht nehmen ließ, seinen Sitzplatz auch zu bezahlen. Sein Fazit von der Partie? „Es war nur ein Spiel, da ist es immer schwierig, ein Urteil zu fällen“, gibt er sich zurückhaltend. Die Unterschiede zwischen DEL und EBEL definiert Lange so: „Interessant wäre es, ein Spitzenduell zu sehen. Wie Wien gegen Linz oder Salzburg. Aber das Level in Deutschland ist mit Sicherheit höher. Schon alleine vom Tempo her.“ Auch die meisten Transfers stellen seiner Meinung nach kein Ruhmesblatt für die heimische Liga dar. „Die EBEL ist entweder die erste Station von vermeintlich übersehenen Nordamerika-Talenten oder die absolut letzte vor dem Karriereende.“

Vertragsverlängerung ist erfolgsabhängig

Als Markenzeichen der DEL sehe er hingegen die Ausgeglichenheit. „Vom Vierten bis zum Elften können sich noch alle in den letzten drei Partien direkt für das Play-off qualifizieren.“ Den achtplatzierten Iserlohn Roosters fehlen nur zwei Punkte auf den markanten sechsten Rang, was aufgrund der vergleichsweise dünnen Budgetsituation definitiv als Überraschung zu werten wäre. „Den zu erreichen, wäre gut für mich“, lächelt der Vater zweier Kinder verschmitzt. Eine Erfolgsklausel (Laufzeit bis 2019) würde schlagend werden, seinen Vertrag bis 2020 verlängern.

Die Annahme, dass für Lange alles rundläuft, trügt allerdings. Er hadert mit seiner Situation. Roosters-Trainer Rob Daum vertraut einer klaren Nummer eins im Tor (in diesem Fall Ex-Grazer Sebastian Dahm, wie zuvor Michael Ouzas in Linz). Eine eher unübliche Philosophie im internationalen Vergleich. „Ich erhalte nicht viele Chancen, das ist natürlich nicht ideal. Auch die Kommunikation gilt als ausbaufähig“, merkt er an. Bei 20 Starts verhalf er Iserlohn zu zehn Siegen. Seine statistischen Werte liegen im DEL-Mittelfeld (91,4 Prozent Fangquote, 2,94 Gegentorschnitt). Lange nimmt einen Schluck Kaffee und lächelt wieder. Schwierige Umstände haben ihn schließlich schon immer angespornt.

Übrigens: Die Chancen, dass Lange jemals wieder für Österreichs Nationalteam einlaufen wird, stehen gleich Null. "Es gab zwar nie einen offiziellen Rücktritt, aber das ist für mich kein Thema mehr", so der Klagenfurter, der mit seiner Familie den Sommer in der Heimat seiner Frau Michelle (New Jersey) verbringt.

Kaffeepause in Klagenfurt. Iserlohn-Goalie Mathias Lange genießt die DEL-Auszeit in seiner Heimat
Kaffeepause in Klagenfurt. Iserlohn-Goalie Mathias Lange genießt die DEL-Auszeit in seiner Heimat © Quendler