Die Spieluhr zeigte 2:2, die Verlängerung begann, doch das Schicksal war besiegelt. Österreich genügte im Duell gegen den Nachbarn dieser eine Punkt. Damit hatte Deutschland vor Heimpublikum in Bietigheim 2013 die Olympischen Spiele vorzeitig verpasst und das deutsche Eishockey in eine schwere Krise gestürzt. Kein Stein blieb danach auf dem anderen, alles wurde infrage gestellt.

Diese Schmach gegen den „kleinen Nachbarn“ veranlasste den Deutschen Eishockey Bund (DEB) proaktiv zu werden. Mit der Bestellung des ehemaligen Nationalspielers Franz Reindl zum neuen Verbandspräsidenten begann ein großes Umdenken, neue Ziele wurden definiert. Dafür wurden die Vereine der DEL, DEL2 und der Großteil der drittklassigen Oberliga-Klubs ins Boot geholt. Das sogenannte Fünf-Sterne-Programm wurde geboren. Ein Bonus-Malus-System, das seit der Saison 2015/16 umgesetzt wird und auf die Rekrutierung und in weiterer Folge die Entwicklung heimischer Spieler abzielen soll.



Im Konzept wurden Kriterien für einen Top-Ausbildungsklub in einem Katalog definiert – ein Fünf-Sterne-System, wenn man so will. Fünf unterschiedliche Bereiche, die für das Eishockey essenziell sein sollen, werden unter die Lupe genommen und bewertet. Mit fünf erzielten Sternen wurden alle verbundenen Aufgaben positiv erledigt und somit ein finanzieller Bonus ausgeschüttet. Der erste Stern bildet die Grundlage.

Vereine müssen für Nachwuchs sorgen

Ohne diesen rutscht man automatisch ins Malus, setzt Rekrutierungsmaßnahmen von Kindern (unter zehn Jahren) voraus. Gekoppelt wird dies an die Einwohnerzahl des jeweiligen Standorts. Die Regel besagt, dass Vereine zwischen elf und 15 Kinder (U8 und U10) jährlich zum Eishockey bringen müssen. Eine beachtliche Anzahl von drei Stunden Training pro Woche sowie wöchentlicher Eislaufschule müssen die deutschen Vereine anbieten.


Der Förderung rückt man in den Altersklassen U17 und U20 wiederum mit Sternen näher. Diese beiden Kategorien zielen bereits auf Leistungs- und Profi-Betrieb ab. Einerseits wird dabei Breite geschaffen, um das Niveau im Nachwuchs zu verbessern. Zum anderen schaffen die Klubs die Voraussetzungen, junge Spieler an die Elite heranzuführen.

Strafzahlung bei Transfers

Ein großer Punkt in diesem DEB-Nachwuchskonzept widmet sich Transfers. Die Vereine sollen qualifizierte Spieler entwickeln und weniger Talente von anderen Vereinen abwerben. Sollten sie es dennoch tun, müssen von den Klubs schmerzhafte Strafzahlungen in den Fördertopf geleistet werden. Je mehr Sterne die Vereine vom DEB erhalten, desto größer ist der finanzielle Zuschuss. Ein Profiklub muss beispielsweise zumindest vier Sterne erreichen, um von Strafzahlungen befreit zu sein. Erst wenn er alle fünf Sterne innehat, bekommt er Zuwendungen aus dem Fördertopf.

Das ehrgeizige Ziel des Programms ist die Etablierung Deutschlands unter den Top-Nationen. Eine Schmach wie 2013 gegen Österreich soll so schnell nicht mehr passieren.