Sie haben in den vergangenen Wochen mehrfach betont, wie wichtig das Erreichen der Platzierungsrunde für die Mannschaft, den Klub und die Stadt Graz ist. Wie wichtig ist es für Sie?
Oliver Setzinger: Für mich persönlich ist es wirklich super. Ich bin vor drei Jahren nach Graz gekommen und habe gesagt, dass ich meinen Beitrag leisten will, Graz wieder zu einer Topadresse in Österreich zu machen. Es hat nach dem ersten Jahr schon gut ausgesehen, das zweite war ein Flop und nun sind wir da oben. Es macht mich stolz, dass ich ein Teil davon sein darf.

Die Chemie in der Mannschaft stimmt, das wird oft betont. Warum?
Das ist einer der großen Vorteile, wenn man eine erfahrene Truppe hat, in der sich keiner was zu neidig ist. Jeder Spieler weiß, was es braucht, um Erfolg zu haben. Wir haben super Charaktere und die sind auch sehr gut aufgeteilt: Du hast ein paar Kasperln, ein paar ruhige und ein paar dazwischen. Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich sagen kann, dass keiner in der Mannschaft ist, der abschweift. Alle ziehen am selben Strang und verstehen sich wirklich – auf dem Eis und abseits davon.

Was sind Sie? Kasperl, Anführer, ein Ruhiger?
Eine Mischung aus allem.

Sie haben vor drei Jahren einen Vertrag unterschrieben. Der läuft aus. Man munkelt, dass sie bleiben und weiterspielen werden . . .
Das muss noch offiziell gemunkelt werden (lacht).

Haben Sie sich in Graz verliebt?
Absolut. Meine Familie und ich fühlen uns hier super wohl und es ist viel besser, als wir uns es vorgestellt haben. Deswegen haben wir in Wien auch unsere Zelte abgebrochen und unseren Lebensmittelpunkt nach Graz verlegt. Wir werden sicher in Graz bleiben.

Für die Dauer eines Profivertrags oder darüber hinaus?
Auf jeden Fall darüber hinaus.

Haben Sie vor drei Jahren erwartet, dass Ihnen die Stadt so ans Herz wachsen könnte?
Eigentlich nicht. Als ich zum Beispiel in der Schweiz gespielt habe und wir nach der Saison nach Hause gefahren sind, haben wir auf dem Hügel auf der Westautobahn kurz vor Wien die ganzen Lichter gesehen und gewusst, dass wir zu Hause sind. Seit wir in Graz sind, ist das nicht mehr so. Nach der ersten Saison waren wir im Sommer noch in Wien und letztes Jahr sind wir schon in Graz geblieben.

Es kommt in den nächsten zehn Runden einiges auf die 99ers zu. Was erwarten Sie?
Wir wissen genau, dass wir das Plus von sechs Bonuspunkten haben und wie wichtig es ist. Wenn wir in den kommenden zwei Spielen gewinnen, sind die Top vier schon sehr realistisch und dann hätten wir das Heimrecht im Play-off. Das wäre ein Wahnsinn und es ist auch das Ziel, das wir uns setzen. Es sind die Top Sechs der Liga, aber leichte Gegner hat es in der ganzen Saison nicht gegeben. Jetzt gibt es aber keine Erholungsphasen mehr und wir dürfen uns ab Dienstag keine Ausrutscher mehr erlauben. Es ist die beste Vorbereitung für das Play-off, immerhin spielst du gegen die oberen Fünf und am besten setzt man jetzt schon den ,Play-off-Helm‘ auf.

Es ist die zweite Phase der Liga, bis Freitag können noch Spieler geholt werden. Müssen die Karten nun auf den Tisch?
Die Karten liegen schon die ganze Saison auf dem Tisch. Mit unserem System ist es schwierig, dass du noch ein, zwei Trümpfe aus dem Ärmel ziehst. Jeder weiß, wie die anderen spielen, neu gemischt werden die Karten vor dem Play-off. Man kann noch einkaufen, aber ich glaube nicht, dass die Klubs jetzt noch viele Spieler holen werden. Wir tun es auf keinen Fall. Es kommen zwar zehn harte Spiele, aber jedes Team muss nun auch schauen, dass sie so wenig Verletzte wie möglich hat, wenn es ins Play-off geht. Es wäre fatal, wenn sich ein, zwei Leute wehtun.

Wie viel macht der Kopf aus?
Ich denke, der wird jetzt nicht viel mehr ausmachen als im Grunddurchgang. Das Play-off ist was anders, immerhin spielst du dann bis zu sieben Mal gegen den gleichen Gegner und kennst auch schon die Eigenheiten der Spieler. Da spielt die mentale Seite eine riesengroße Rolle.

Welche vier Teams sollen am Ende oben stehen?
Wir haben ein Ziel, das wollen wir auch erreichen – und um das zu schaffen, müssen wir alle schlagen. Deswegen ist es mir ,gesund‘ wurscht, wer kommt. Wir sind oben und wollen bis zum Schluss oben bleiben. Ich persönlich bin ohnehin kein Fan vom „Picken“. Man sollte so wie immer spielen: Erster gegen Achter, Zweiter gegen Siebenter . . . Aber es ist nicht so und ich sage auch nicht, wen ich gerne hätte.

Welche zwei Teams kommen von ,unten‘?
Linz und Dornbirn kommen rauf.

Wer hat Sie in der Mannschaft heuer besonders überrascht?
Es gab viele positive Überraschungen, aber wer mir in den letzten zehn, fünfzehn Runden besonders gut gefallen hat, ist Dominik Grafenthin. Von ihm wusste ich nicht viel, als er gekommen ist. Aber man hat von Beginn an gesehen, dass er extremes Talent hat, doch er hatte Startschwierigkeiten. Aber auch Daniel Natter hat seine Sache super gemacht.

Was macht der ,Donau-Gretzky‘ in der Verteidigung aus seinem Potenzial?
Es ist noch immer eine neue Position für mich und ich muss jeden Tag dazulernen – das tue ich auch. Ich fühle mich hinten wohl und kann von da aus das Spiel aufbauen.

Lernt man im hohen Sportleralter noch gerne?
Das ist doch schön und es gibt wieder einen Auftrieb. Eine neue Rolle ist wie ein zweiter Frühling. Als Stürmer hätte ich meinen Job gemacht und das noch heruntergerudert, bis meine Karriere aus ist. Jetzt habe ich eine neue Aufgabe und ausgelernt hat man, wenn das Leben aus ist.

Die Goalie-Montur hatten Sie noch nie an . . .
Ich glaub‘, das lassen wir aus.

Die erste Hürde ist Fehervar. Was ist zu erwarten?
Wir haben das ganz Jahr schon gesehen, dass sie extrem kämpferisch sind und einige Spieler haben, die ein großes individuelles Talent haben. Wir müssen ihren Kampfgeist annehmen, gleich hart mit ihnen kämpfen wie sie mit uns. Vom Talent her sind wir stärker.