Der finnische Winter hat es in sich. Klirrende Kälte und wenig Sonne. „Es ist fast den ganzen Tag dunkel“, erzählt Jan Kienberger. Doch fürs Eishockey nimmt der 17-jährige Grazer das in Kauf. Seit 2020 spielt er bei Karhu-Kissat in Helsinki, lebt gemeinsam mit einem anderen Spieler in einer Wohnung, kocht sich sein Essen, wäscht sich seine Wäsche und absolviert als Externist die Schule über Online-Unterricht. „Das funktioniert ganz gut“, erzählt der Steirer. Auch der Grazer Benedikt Krainer hat den Sprung in den hohen Norden gewagt. Der 15-Jährige spielt seit 2021 für Jukurit. Was ihn begeistert: „Die Finnen haben einen ganz anderen Bezug zum Eishockey.“

Einfach ist der Weg nicht: Immer wieder klingelt Kienbergers Wecker um 5.15 Uhr, damit er mit dem Bus die rund einstündige Anreise zum Training oder zu Auswärtsspielen pünktlich schafft. Kürzere Wege hat Krainer, der Schnee und Eis trotzt und mit dem Rad fährt. „Ich habe einfach Winterreifen drauf“, erzählt der 15-Jährige, der in Finnland zur Schule geht. Strapazen, die man einzig und alleine für den Traum vom Eishockey-Profi auf sich nimmt. „Nach Mikkeli, wo ich lebe, geht man nur für das Eishockey“, sagt Krainer. Auch für Kienberger zählen die sportlichen Entwicklungsmöglichkeiten. „Die sind in Finnland für Eishockeyspieler am besten. Dafür nimmt man schwierige Phasen in Kauf.“ Auch den Verzicht auf Partys am Wochenende. Wer sich als Ausländer auf dem finnischen Eis durchsetzen will, muss mit Leistung, Disziplin und natürlich mit Können auffallen. „Denn richtig gute Eishockeyspieler haben die Finnen selbst genug“, so Kienberger, der – so wie Krainer – den Sprung in die USA anpeilt.

Unterstützt werden die beiden von Bernd Brückler, einem Grazer Ex-Eishockeyprofi, der in den USA, Finnland und Russland gespielt hat und jetzt Spielerberater ist. Er hat den beiden geholfen, ein Team zu finden, betreut sie dort, „und ist für uns wie ein Ersatzpapa“, betonen die beiden. Brückler: „In Finnland wird nicht nur Eishockey gespielt, sondern gelebt, es gibt mehr Eishallen, mehr Trainingszeiten, mehr Geld für diesen Sport.“ Voraussetzungen, die die beiden nutzen konnten. „Jan und Benedikt haben sich wirklich gut entwickelt“, zeigt sich Brückler zufrieden.