Radfahren verbreitet ein Gefühl von Freiheit und guter Laune. Jedes Kind sieht das genauso. Hier in Kopenhagen leistet außerdem das Wetter derzeit keinen unwesentlichen Beitrag, dass selbst die erwachsenen Pedalritter dieses Gefühl gleichermaßen miterleben dürfen. Tiefblauer Himmel irritiert seit Tagen die dänische Bevölkerung sowie deren Gazetten, die bereits von einem Jahrhundert-Ereignis sprechen. Langsam bildet sich sogar Staub auf den abgetretenen Gummistiefeln.

Doch die Bewohner haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber verträumten Touristen, die nahezu dazu angestiftet werden, die Stadt besser auf zwei Rädern zu erkunden: Sie erleben den Fahrrad-Verkehr als Selbstverständlichkeit. Die These „Fahrrad fahren verlernt man nicht“ findet in der südlichsten skandinavischen Hauptstadt keine Anwendung. Vielmehr wird hier eine andere These geboren: Orange Leihräder sollen vor lauernder Gefahr warnen.

Weil Journalisten gerne nach dem Motto „learning by doing“ leben, kann es schnell zu brenzligen Situationen kommen. Die Kopenhagener brettern ja ganz routiniert mit gefühlten 50 km/h durch die Stadt. In einem Schwarm gibt der Vordermann die Kommandos. Wird die Hand gehoben, bedeutet das „Halt“. Das Problem: Die gleiche Bewegung erfolgt beim Abbiegen. Es gibt zudem eigene Ampeln mit eigenen Grünphasen auf eigenen baulich von der Straße getrennten Radwegen. Diese Kombination zu Stoßzeiten bedarf keiner weiteren Erklärung.

Alles beginnt ganz bequem per App. Verfügbare Räder werden gesucht und gemietet. Ob der Versicherungsschutz vor Diebstahl bei gefühlten drei Millionen Fahrrädern in der Stadt nötig ist, darüber scheiden sich die Geister. Insgesamt 115 Kronen (etwa 15 Euro) kostet der Spaß, das Abenteuer, der Zirkus – je nach Situation. Auch wenn die Züge sogar Vorrichtungen besitzen, um das Rad während der Fahrt gefahrlos abzustellen, so ist man nicht selten aus eigener Tretkraft schneller. Mit 50 Km/h auch kein Wunder.

Und Dänen beweisen Humor, wenn sie sich für die Mieträder der Touristen lustige Namen ausdenken. „The Worm“ (Wurm) stand auf meinem. Aber wehe, der Däne auf dem Rad wird unvermutet durch Fremdeinwirkung eingebremst. Dann verlieren sie in der Sekunde ihre beispiellose Contenance und strecken sogar die Faust erbost empor. Weitaus nachsichtiger werden hingegen die Pedalritter auf ihren orangen Geschossen behandelt.

Selbst wenn man sich an alle Regeln hält, gibt es einen Ort, wo gestresste Fahrradfahrer nur mitleidige Blicke ernten. In der Freistadt Christiania, der seit 1971 autonomen Gemeinde Kopenhagens, gibt es keinen Auto-Verkehr. Vorsicht geboten ist dann nur, wenn eine Pensionisten-Gruppe auf ihren Rollstühlen bei den ansässigen Hippies das Gefühl von Freiheit sucht.

Deutlich kleinere Räder wurden hingegen in der Royal Arena gesichtet, wo Eishockey gespielt wird. Die Russen ermöglichen ihren Stars jeden Komfort. Dass die Sbornaja als einziges Team nicht im IIHF-Quartier übernachten muss, sollte nicht überraschen. Ihr großer Star Pavel Datsyuk schwebt hingegen auf Kufenschonern mit Rollen durch die Katakomben. Ob aus bloßer Faulheit oder weil die körperlichen Strapazen der Vergangenheit ihren Tribut einfordern, ließ sich nicht eruieren.