Der FC Bayern München hat am Freitag die Trennung von Cheftrainer Julian Nagelsmann offiziell gemacht. Wie der deutsche Fußball-Rekordmeister bekannt gab, wird Nagelsmanns Nachfolger wie erwartet Thomas Tuchel. Der 49-Jährige erhielt einen Vertrag bis Sommer 2025 und wird am Montag erstmals das Training an der Säbener Straße leiten. Am Donnerstagabend waren diese Personalien bereits medial durchgesickert.

"Nach der WM haben wir immer weniger erfolgreich und attraktiv gespielt, die starken Leistungsschwankungen haben unsere Ziele in dieser Saison infrage gestellt, aber auch über diese Saison hinaus. Deshalb haben wir jetzt reagiert", begründete Vorstandschef Oliver Kahn die Trennung.

Die Freistellung ist nur auf den ersten Blick eine Hauruckaktion. Denn sie geschieht unmittelbar vor der wichtigsten Saisonphase, in der es für die Bayern in der Meisterschaft, dem Cup und der Champions League um alles geht. In einer Woche, nach der Länderspielpause, empfangen sie den Tabellenführer Dortmund, und bald darauf stehen die K.o-Duelle mit Freiburg im DFB-Pokal und Manchester City im Champions-League-Viertelfinale an.

Salihamidzic: "Bedauere die Trennung von Julian"

Der Zeitpunkt des Trainer-Bebens begründet sich in der aktuellen Gesamtkonstellation. Unter Nagelsmann waren die Bayern bei weitem nicht so souverän unterwegs, wie es der ungefährdete Aufstieg gegen Paris Saint-Germain in der Königsklasse nahelegt. Und mit Tuchel war der international begehrteste deutsche Trainer auf dem Markt. Tuchel gibt seinen Einstand just gegen seinen Ex-Klub Dortmund.

Die Bayern haben in diesem Jahr bereits zehn Punkte abgegeben. Die 1:2-Bundesliga-Niederlage am vergangenen Wochenende gegen Leverkusen war Nagelsmanns letztes Spiel als Bayern-Trainer. Mit dem 35-Jährigen, der eigentlich noch einen Vertrag bis 30. Juni 2026 besaß, werden auch drei Assistenztrainer freigestellt.

Um Nagelsmann gab es viele Nebenschauplätze. So sorgte etwa die von ihm vorangetriebene Ablösung des Tormanntrainers Toni Tapalovic, ein Vertrauter des im Klub hoch angesehenen Manuel Neuer, für Wirbel. Mit einer Beziehung zu einer Boulevardreporterin, die über den Klub berichtet hatte, machte er sich intern angreifbar. Tatsächlich dürfte es aber im Allerheiligsten eines Fußballklubs, in der Beziehung zwischen Trainer und der Mannschaft, nicht mehr gepasst haben. "Nagelsmann hat die Kabine verloren", titelte am Freitag die "Süddeutsche Zeitung".

"Das ist die schwierigste Entscheidung in meiner Zeit als sportlich Verantwortlicher des FC Bayern gewesen. Ich habe zu Julian vom ersten Tag an ein offenes, vertrauensvolles, freundschaftliches Verhältnis gehabt. Ich bedauere die Trennung von Julian", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Tuchel kennt die ganz große Bühne, er hat bei Paris Saint-Germain und Chelsea keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Und eines hat der 49-Jährige seinem Vorgänger voraus: Tuchel kommt als Champions-League-Sieger nach München.