Zum siebenten Mal stehen sich Hartberg und Sturm in der Bundesliga gegenüber. Noch nie war die Favoritenrolle so unklar. Sturm ist der größere Verein. Hartberg jener, der im Vorjahr erfolgreicher war. Und beide warten in der Saison noch auf einen Sieg.

„Man muss kein Fußballfachmann sein, um zu sehen, dass Sturm gegen uns Favorit ist. Vielleicht ist das in zehn Jahren anders, jetzt noch nicht“, sagt Hartberg-Kapitän Rene Swete. Keinen Favoriten sieht Sturms Co-Trainer Uwe Hölzl. „Die Tagesverfassung wird gegen Hartberg entscheiden.“

Das spricht für Hartberg:

  1. Der Heimvorteil: Sechs Duelle auf Bundesligaebene gab es zwischen den beiden Mannschaften, vier Mal siegte die Heimmannschaft, zweimal der Gast. Zu Hause zu spielen ist also ein Vorteil – dieses Mal vielleicht doppelt, weil es wegen der Corona-Bestimmungen den lauten Sturm-Auswärtsblock nicht gibt.
  2. Die Breite Brust: Auf der sensationellen Vorsaison darf sich Hartberg nicht ausruhen – das ist ganz klar. Die starken Leistungen inklusive der Qualifikation für das internationale Geschäft – wenn auch nur von kurzer Dauer – geben zusätzlich Selbstvertrauen. Aber aufgepasst: Nach zwei guten Leistungen schaute zuletzt nichts Zählbares heraus. Keine angenehme Situation.

  3. Tadic, der Goalgetter: Hartberg hat mit Dario Tadic vorne einen Stürmer, auf den im Regelfall Verlass ist. 19 Ligatore im Vorjahr und beim 1:1 in Altach hat der 30-Jährige auch schon wieder getroffen. Tadic hat sich auch bereits als Sturm-Experte herauskristallisiert. Beim 4:1 in Liebenau erzielte der Mittelstürmer zwei Tore. Zusätzlicher Vorteil: Kiril Despodov, vierfacher Sturm-Torschütze gegen Hartberg im Vorjahr, ist nicht mehr da.
  4. Eingespielte Truppe: Was zwei Mal nicht gelungen ist, klappte vor dem dritten Bundesligajahr: Hartberg konnte die Leistungsträger halten, den Kader punktuell verstärken. Soll heißen: Trainer Markus Schopp musste in der Vorbereitung nicht bei Null beginnen, sondern kann auf bereits Erarbeitetes aufbauen.

Das spricht für Sturm:

  1. Das Momentum: Nach dem unterdurchschnittlichen Liga-Auftaktgalopp in St. Pölten (0:0) zeigte sich Sturm im Heimspiel gegen Rapid stark verbessert. Es reichte zwar nur zu einem 1:1-Unentschieden, aber die Grazer gehen somit ohne Niederlage ins Derby. Die Leistungskurve zeigt nach oben.
  2. Die Stimmung:  Jeder neue Trainer bedeutet neue Chancen für alle Kaderspieler. Zudem versucht jeder neue Coach, das Stimmungslevel hochzufahren. Das ist Christian Ilzer und seinem Betreuerstab bisher gut gelungen. Innerhalb der Mannschaft ist ein anderer Spirit zu spüren. Ein Sieg in Hartberg würde für ein anhaltendes Stimmungshoch sorgen.

  3. Weg mit den Jungen: Bei Sturm wurde wieder ein ordentlicher Umbruch im Kader vorgenommen. Für die Startelf wurden Spieler mit Qualität verpflichtet, die sogenannte zweite Reihe besetzen jungen talentierte Eigenbauspieler. Drohen viele Ausfälle, wird die Mannschaft richtig jung. Gegen Hartberg stehen aber alle Kaderspieler (Ausnahme: Vincent Trummer) zur Verfügung.
  4. Das Budget: Geld spielt zwar nicht Fußball, erleichtert aber Engagements guter Spieler. Der SK Sturm hat ein Gesamtbudget von knapp 15 Millionen Euro. Hartberg bringt es auf rund 4,3 Millionen. Demnach können sich die Grazer der Favoritenrolle heute nicht entziehen.