„Feel the pulse“ lautet das WM-Motto. Und dieser Puls muss am Ende bei den Österreichern im Ruhebereich gelegen haben. Mit einer sagenhaften Seelenruhe wurde die klare Führung ins Finish gebracht und im direkten Duell um den Viertelfinaleinzug die Letten mit einer taktisch und kämpferischen Meisterleistung aus dem WM-Bewerb gedrängt. Vielleicht sorgten eben diese schmerzhaften Erfahrungen wie im Finish bei der WM 2024 (2:4 gegen Großbritannien) für einen Lerneffekt. Dieses Mal ließen sich Dominic Zwerger und Co. den Einzug unter die Top-Acht-Nationen nicht entgehen.
Mit Avicii‘s „Good Feeling“ laufen die Mannschaften in der WM-Arena von Stockholm ein. Ein gutes Omen, denn ein solches war bei den Österreichern vom Start weg zu spüren. Keine Nervosität, sondern unaufgeregter Fokus und Spielfreude. Nach einer flotten, aber kurzen Drangphase der Letten übernahmen Thomas Raffl und Co. das Kommando. Rohrer tauchte ebenfalls zwei Mal gefährlich vor Gudlevskis auf (10. und 14.). Ein Treffer lag danach zwar seitens Lettland in der Luft, in Unterzahl mauerten Keeper David Kickert mit seinen Vorderleuten. Auch wenn die Hallen-DJs plötzlich Österreich mit „I wüll wieder ham nach Fürstenfeld“ die Heimreise nahelegten, wurden sie sofort Lügen gestraft. Und just in dem Moment als Lucas Thaler einen Schuss blockte, der Puck in die neutrale Zone flog, eilte Dominic Zwerger von der Strafbank, packte seinen Einser-Haken aus und überlistete im Alleingang den Letten-Goalie zum 1:0.
Ein gebrochener Stock des Torschützen brachte die rot-weiß-rote Mannschaft zu Beginn des Mittelabschnitts in Bedrängnis. Kickert war mehrfach gefordert, aber stets am Posten. Und Österreich bewies Kaltschnäuzigkeit: Benjamin Baumgartner erzielte mit einem Direktschuss-Hammer das 2:0 (und damit das erste Powerplay-Tor im Turnier). Damit nicht genug: Vinzenz Rohrer legte nach. Er fing einen Pass ab und krönte sein Solo im Stile eines Großen im Kreuzeck – 3:0 (26.).
Lettland musste ein Time-out nehmen, wirkte völlig indisponiert. Die Kopfwäsche zeigte seine Wirkung und den Balten gelang durch Tralmaks das 1:3. Mit „This is power“ wurde ein österreichisches Überzahlspiel eingeläutet. Dieses blieb trefferlos, doch die Letten spielten noch kraftvoller. Kickert erwies sich in dieser wichtigen Phase als extrem stabiler Rückhalt. Und bei einem 3-gegen-1 von Biber, Huber und Lebler zeichnete sich Gudlevskis aus (18.).
„Live is life“ läutete den Schlussabschnitt ein. Und wie das Leben so spielt, wurde Österreich für seinen Einsatz belohnt. Rohrer warf sich bei Unterzahl in einen Schuss, wurde brutal getroffen, humpelte auf die Spielerbank. Kurz danach staubte Kapitän Thomas Raffl zum 4:1 ab. „Zwickts mi“ ertönte und die vielen rot-weiß-roten Fans trauten der Szenerie irgendwie noch nicht so richtig. Aber Lettland schien festgefahren, hatte keinen Zugriff auf das Spiel. Team Austria wirkte hingegen ruhig, abgeklärt. Und weiterhin eiskalt: Einen Konter versenkte abermals Zwerger und sorgte für die Vorentscheidung (53.). Mit dem 6:1 abermals durch Rohrer ins bereits verwaiste Letten-Tor, war der Sieg eingetütet. „Players gonna play, haters gonna hate – Shake it off“, waren die Schlusstöne der Partie.
Nach der Schlusssirene brachen alle Dämme, der Jubel kannte keine Grenzen – auf dem Eis und auf den rot-weiß-roten Rängen. Erstmals seit 1994 gelang damit den Österreichern das Kunststück, in ein WM-Viertelfinale einzuziehen. „I am from Austria“ sorgte danach für die perfekte Untermalung dieses historischen Auftritts.