Mit einer düsteren Prognose ließ am Donnerstagabend Wifo-Chef Gabriel Felbermayr bei einem Energiegipfel in Berlin, initiiert vom Verbund-Konzern, aufhorchen. Er rechnet mit einer drastischen Verschärfung der Lage, sollte es im kommenden Winter nicht genug Gas geben. Für diesen Fall rechnet der Ökonom im Ernstfall mit einer Verdoppelung der Teuerungsrate. Das wären 18 Prozent, der höchste Inflationswert Österreichs seit den 1950er Jahren. „Da schlummert ein gewaltiges Konfliktpotential“ so Felbermayr. „Kriegswirtschaftliche Zustände“, befürchtet einstweilen der frühere EU-Kommissar aus Deutschland, Günther Oettinger.

Österreichs Europaministerin Karoline Edtstadler erklärte, im Vergleich zu dieser Energie- und Teuerungskrise sei die Pandemie „nur die Übung zum Warmlaufen“ gewesen.

Wege aus der Krise? Zumindest Ansätze gibt es. Oettinger erinnerte an die Situation seiner Großeltern, wo nur die Küche – mit Holz – immer geheizt worden sei, während im Winter das Wohnzimmer nur sonntags und das Schlafzimmer nie warm waren. Diese Nachkriegstugenden müssten nun wieder abgerufen werden.

Weniger frugal der Vorschlag von Verbund-Chef Michael Strugl: Die einzige Alternative sei, so rasch als möglich neue Kapazitäten für erneuerbare Energie zu schaffen. „Wir müssen bauen, bauen, bauen“.

SPÖ und FPÖ für Energiepreis-Deckelung

In Österreich fand die Debatte einstweilen im Nationalrat ihre Fortsetzung, wo diese Woche große Teile des türkis-grünen Antiteuerungspakets beschlossen worden sind.

Für die SPÖ sind die diversen Einmalzahlungen nicht genug: Gemeinsam mit den Freiheitlichen hat sie einen Strompreisdeckel beantragt. der in Spanien und Portugal die Preise halbiert hätte. Zudem müssten den Energiekonzernen ihre Übergewinne abgenommen werden.

FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz sah die Lage dem „Wirtschaftskrieg“ geschuldet, in den Österreich gegen Russland geschickt werde, unter Opferung der Neutralität. Eine Position, die ähnlich auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) argumentiert: er befand im „Kurier“, er wisse nicht, ob die Sanktionen gegen Russland „fertig gedacht waren.“