Es gibt kaum jemanden, der in seinem Leben noch nie bei einem ­Physiotherapeuten war. Kein Wunder, ist doch kaum ein therapeutisches Fachgebiet so umfassend wie das der Physiotherapie. Ob Schmerzlinderung, Förderung von Stoffwechsel und Durchblutung, Erhalt und Verbesserung von Beweglichkeit, Koordination, Kraft oder Ausdauer – das Betätigungsfeld ist ­schier riesig. Physiotherapie wird in der Gesundheitsförderung und Prävention, Therapie und Rehabilitation sowie in der Palliation und im Hospiz­wesen eingesetzt. Nach einem Schlaganfall beispielsweise können die Beweglichkeit und die motorischen Fähigkeiten des Patienten auf diese Weise verbessert und so der Einstieg in den Alltag erleichtert werden.

Physiotherapie kommt nach Verletzungen, bei Fehlhaltungen oder auch bei Verspannungen zum Einsatz
Physiotherapie kommt nach Verletzungen, bei Fehlhaltungen oder auch bei Verspannungen zum Einsatz © pololia - stock.adobe.com

Liegt eine Diagnose vor, entscheidet ein Arzt, ob Physiotherapie – beispielsweise nach einer Operation oder einem Unfall – hilfreich ist, um den betroffenen Bereich zu mobilisieren, zu kräftigen und/oder Schmerzen zu lindern. Ob ein kaputtes Knie, ein gebrochenes Bein oder starke Verspannungen und Schmerzen in der Halswirbelsäule – hier überall ist Physiotherapie sinnvoll. Natürlich kann man sich auch ohne ärztliche Überweisung eine oder mehrere Einheiten gönnen – allerdings kann der Kostenbeitrag der Krankenkassen so nicht geltend gemacht werden. Wie hoch der Kostenzuschuss durch die Krankenkasse generell ausfällt und ob die Physiotherapiepraxis oder man selbst die ärzt­liche Zuweisung bewilligen lässt, wird bei einem Vorab-Telefonat geklärt.

Beim ersten Termin erstellt der Physiotherapeut einen umfassenden Befund, nach dem sich die weitere Behandlung richtet. Das Anwendungsspektrum reicht von Bewegungs- und Atemübungen über Massagen, Kälte­therapie und Wärmetherapie wie Fango bis hin zur Hydro- oder Elektrotherapie. Aber auch aus der Komplementärmedizin kommen einige Techniken zum Einsatz, darunter Akupressur, Cranio-Sacral-­Therapie oder Osteopathie.
All diese Therapietechniken setzen teils umfangreiche Zusatzausbildungen wie beispielsweise die Ausbildung zum Osteopathen voraus. Übrigens ist die Ausbildung zum Physiotherapeut in Österreich akademisch und setzt damit eine Matura oder Studienberechtigungsprüfung voraus. Seit Herbst 2006 wird nach der Ausbildungsverordnung an Fachhochschulen ausgebildet. Grundsätzlich dauert die Ausbildung sechs Semes­ter und endet mit dem Abschluss als Bachelor der Naturwissenschaften.

Physiotherapeuten arbeiten in Krankenhäusern, Rehazentren, Pflegeheimen, in Gemeinschafts- oder Einzelpraxen mit oder ohne Kassenvertrag. Es gibt auch mobile Physiotherapeuten, die Hausbesuche machen. Viele Physiotherapeuten haben eine spezialisierte Zusatzausbildung, z. B. für Sportverletzungen oder Therapien bei Kindern.
Derzeit (Stand Oktober 2020) ist bei Gesundheitsdienstleistungen – und dazu zählt die Physiotherapie – ein Mund-Nasen-Schutz gesetzlich vorgeschrieben. Ihr Therapeut bzw. Ihre Therapeutin achtet sehr genau auf die Einhaltung der notwendigen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen. Am besten, Sie nehmen vor Ihrer ersten Einheit telefonisch Kontakt mit Ihrem Therapeuten auf. Mehr Infos zu allen Themen rund um Physiotherapie finden Sie hier.

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