APA: Die aufgelegte Frage zu Beginn: Sie wechseln vom frühen Morgen nun in den etwas späteren Nachmittag. Freuen Sie sich, bald länger schlafen zu können?
Patrick Budgen: Mein Biorhythmus freut sich sehr, dass der Wecker künftig nicht mehr um 4.30 Uhr läutet. Die Nachmittagszeit kommt meinen Tages- und Schlafgewohnheiten sehr entgegen.
APA: Warum haben Sie sich entschieden, von "Guten Morgen Österreich" zum neuen Talk "Hinter den Schlagzeilen" zu wechseln?
Budgen: Weil es für mich mein absoluter Traumjob ist! Ich liebe es, Interviews zu führen. Ich konnte das zwar jahrelang in "Guten Morgen Österreich" machen und habe es viele Jahre in "Wien heute" am Samstag mit meiner eigenen Interviewrubrik gemacht. Aber die Gelegenheit zu haben, im Fernsehen eine halbe Stunde lang mit einem Gast zu reden, ist natürlich absoluter Luxus. Deshalb habe ich nicht lange überlegen müssen.
APA: Die Dauer von 30 Minuten ist damit für Ihren Geschmack also nicht zu lang, aber vielleicht nach wie vor zu kurz?
Budgen: Es kommt darauf an, wie man ein Gespräch anlegt. Wir haben es ganz gut konzipiert, dass man einen Menschen wirklich sehr ausführlich in diesen 30 Minuten kennenlernt. Es geht nicht nur um die Schlagzeile oder das Thema, zu dem diese Person eingeladen wurde, sondern auch darum, wie der Mensch zu dem wurde, der er jetzt ist. Es geht um Kindheit, das Aufwachsen, die Werte, die man mitbekommen hat. Und ich glaube, das ist wirklich schön, weil man so ausführlich selten mit jemandem im Fernsehen sprechen kann.
APA: Erster Gast ist Barbara Karlich, wobei praktisch eine Staffelübergabe erfolgt, findet sich "Hinter den Schlagzeilen" doch so grob um 16.25 Uhr am Sendeplatz von Karlichs "Talk um 4". Inwieweit will man mit "Hinter den Schlagzeilen" in die Fußstapfen von "Talk um 4" treten?
Budgen: Die größte Gemeinsamkeit ist der Sendeplatz und, dass Menschen zu Wort kommen. Aber ansonsten haben die Formate relativ wenig gemeinsam. Wir sind keine Talkshow im klassischen Sinn, sondern ein Interviewformat. Wir gehören nicht zur Unterhaltung, sondern zur Information im ORF. Es ist mein Anspruch, dass das journalistisch hochwertige Gespräche werden, die vielleicht auch mal nicht nur hinter die Schlagzeilen blicken, sondern auch für welche sorgen.
APA: Versprochen wird in der Ankündigung, eine Person näher auszuleuchten, aber ohne voyeuristische Bedürfnisse des Publikums zu befriedigen. Wo ziehen Sie die Grenze zur Privatsphäre?
Budgen: Ich würde auf Sendung nie private Fragen stellen, um die Gäste aufs Glatteis zu führen. Wenn es um das Privatleben der Menschen ginge, müsste man sowieso vorher abklären, inwieweit die- oder derjenige etwas preisgeben möchte. Bei politiknahen Gästen bohrt man natürlich anders nach, aber das liegt in der Natur der Sache. Der zweite Gast ist Daniel Kosak, der langjährige Sprecher von Karl Nehammer, der ein Jahr nach Scheitern der Koalitionsverhandlungen zu Gast bei mir ist und Einblick hinter die Kulissen im Bundeskanzleramt gibt.
APA: Sie haben in einem Interview anlässlich eines Jubiläums von "Guten Morgen Österreich" gesagt, dass sie sich freuen würden, wenn Armin Wolf mal in die Frühstückssendung kommen würde. Sie haben ihn mehrfach gefragt. Denken Sie, bei "Hinter den Schlagzeilen" könnte es nun klappen?
Budgen: Ich gehe davon aus. Ich vermute, es ist in den vergangenen Jahren an der frühen Uhrzeit gescheitert. Ich spreche hiermit sehr gerne eine Einladung aus.
APA: Neben Ihnen moderiert auch Mariella Gittler die Sendung. Gibt es eine thematische und zeitliche Aufteilung?
Budgen: Mariella ist noch in Karenz und wird im März dazustoßen. Thematisch macht jeder alles. Es ist geplant, dass ich den Großteil mache, weil sie weiterhin beim "ZiB Magazin" tätig sein wird.
APA: Bis März müssen Sie also fünf Tage die Woche mit Interviews durchpowern ...
Budgen: Es werden anstrengende Monate, aber ich freue mich darauf.
APA: Sie sind auch abseits von ORF-Sendungen umtriebig und haben mehrere Bücher - darunter eine Zentralfriedhof-Krimireihe - veröffentlicht. Fällt es Ihnen schwer, einmal für einen Moment nichts zu tun und einfach auszuspannen?
Budgen: Nein, das fällt mir nicht schwer. Ich war ja auch einmal sehr krank und habe in dieser Zeit eine Lebenserfahrung gesammelt, die man normalerweise erst mit 80 macht. Ich weiß seitdem sehr gut, wie wichtig es ist, auf den Körper aufzupassen. Ich nehme mir die Pausen, die ich brauche, ganz bewusst.
(Das Gespräch führte Lukas Wodicka/APA)