Für den 1967 geborenen Linzer, der nach einigen Jahren als Theaterkritiker und Kulturredakteur 2001 die Seiten wechselte und u.a. am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Zürich und am Volkstheater Wien als Dramaturg arbeitete, ist sein "Theaterwiederbelebungsprojekt" nicht nur die Chance, den Nachhaltigkeitsgedanken hoch zu halten und mit befreundeten Künstlern und Künstlerinnen in Kontakt zu bleiben, sondern einen ihm davor kaum bekannten Teil der Branche zu entdecken. "Ich lerne dabei die faszinierende Welt der sogenannten Bespieltheater kennen", sagt Koberg im Gespräch mit der APA. Es handelt sich dabei um Spielstätten mit stark reduzierter Infrastruktur und ohne festes Ensemble, die ihr Programm mit Gastspielen bestreiten.

"Rund 400 solcher Häuser gibt es im deutschsprachigen Raum. An vielen Orten gibt es engagierte Leute, die versuchen, ein interessantes Programm anzubieten", weiß Koberg, der freilich auch registriert, dass der Spardruck im Begriff ist, auch diese Szene auszudünnen. "Vielerorts sind die Häuser gezwungen, ihre Programme zu reduzieren - das gilt für Gastspielbühnen wie für Repertoiretheater."

Derzeit sind 13 Produktionen, die an den Theatern, in denen sie erarbeitet wurden, ausgemustert wurden, im Angebot von "Weiterspielen". Dieses reicht von der Zwei-Personen-Dramatisierung von Thomas Bernhards "Alte Meister", die Dušan David Pařízek mit den Darstellern Lukas Holzhausen und Rainer Galke 2015 am Volkstheater Wien inszenierte, bis zu dem am Zürcher Schauspielhaus erarbeiteten Marthaler-Abend "Das Weinen (Das Wähnen)", bei dem für ein fünftägiges Gastspiel im Theater Basel im nächsten Juni vier Tonnen Bühnenbild und 20 Leute auf Reisen gehen.

"Die Bühnenbilder sind in vier, fünf Bauernhöfen in Deutschland und in der Nähe von Sankt Pölten eingelagert", schildert Koberg die abenteuerlichen Begleitumstände dieser Initiative, bei der sehr viel vom unmittelbaren Engagement aller Beteiligten abhängt. "Wir haben so gut wie keine infrastrukturellen Kosten." Deswegen kommen die Gastspieleinnahmen auch zum größten Teil direkt den Schauspielern und Bühnentechnikern zugute.

Mit "Meisterklasse" von Terrence McNally, dem Callas-Stück mit Andrea Eckert, das in der Arie-Zinger-Inszenierung 1997 im Volkstheater Wien Premiere hatte, steuert man auf die 250. Vorstellung zu. Die Dramatisierung des Thomas-Bernhard-Romans "Das Kalkwerk", die Philipp Preuss 2014 an der Schaubühne Berlin herausbrachte, soll am 5. Februar, wenige Tage vor dem 95. Geburtstag des Autors, in der Nähe des Originalschauplatzes am Stadttheater Gmunden gastieren. Kommenden Herbst ist ein Gastspiel der Berliner Uraufführungsproduktion von Thomas Perles "karpatenflecken" im Stadttheater Wels geplant. Für Roland Koberg schließt sich dann auch ein Kreis: "Hier habe ich als 13-Jähriger in einer Inszenierung von 'Die Physiker' blockflötenspielend quasi mein Bühnendebüt gegeben."

(S E R V I C E - www.weiterspielen.eu/ )