Bundeskanzleramt und ÖIF hatten am Montag die Studie "Familien in Zahlen" veröffentlicht. Demnach gab es 2024 genau 77.238 Geburten, rund 370 weniger als im Jahr davor. 2020 waren es noch über 83.000 Geburten, historischer Tiefstand war 2001 mit 75.458. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau sank auf 1,31. Die Zahl der Familien in der Statistik ist generell gestiegen, vor allem gab es mehr Paare ohne Kinder im Haushalt.
Diese Entwicklung liege auf der Hand, sagte Mazal, "weil Baby Boomer mittlerweile erwachsene Kinder haben und natürlich die Zahl dieser Haushalte steigt, wenn die Kinder den Haushalt bereits verlassen haben". Da es sich um geburtenstarke Jahrgänge handle, komme es zu einem Anstieg in der Statistik. Ähnliches gilt für die steigende Zahl an Einpersonenhaushalten. Diese sei primär ein Ergebnis der Alterung, so der Experte.
Dass die Kinderzahlen abnehmen, ist laut Mazal "unbestreitbar". Das hänge aber auch damit zusammen, dass die Generation der potenziellen Eltern schmäler ist. Junge Paare stünden vor wirtschaftlichen Herausforderungen, die ihre Einstellungen prägten. Dass die hohe Inflation der letzten Jahre Probleme bereite, sei klar, aber: Wenn nicht kommuniziert werde, dass sie durch Lohnerhöhungen "wieder aufgefangen" worden ist, würden viele entmutigt. Der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen ist für den Familienforscher "in Wahrheit gigantisch", in der öffentlichen Wahrnehmung komme das allerdings noch nicht an. Auch bei der Anrechnung von Kindererziehungszeiten sei Österreich weltweit vorne dabei.
Insgesamt zeige sich, dass weder Geld noch Infrastruktur alleine über die Frage entscheiden, ob jemand ein Kind möchte. "Letztlich ist es eine Frage des Vertrauens von Menschen in ein System", sagte Mazal, auch in Arbeitsmärkte und die Zukunft der Gesellschaft müsse vertraut werden. Folglich solle versucht werden, "den Sorgen und Ängsten von jungen Menschen zu begegnen". Er wolle nicht nur über Defizite sprechen, sondern auch über positive Entwicklungen. Diese Bemühungen kämen in medialer Berichterstattung und der politischen Diskussion zu selten vor, monierte Mazal.
Wenige Überraschungen, aber dennoch einen "Weckruf" sah die ÖVP-Abgeordnete Gudrun Kugler in der Familienstatistik. "Demografischer Wandel ist nicht nur ein langfristiger Trend - er ist eine bereits gegenwärtige Realität, ein Megatrend, der die Gesellschaft massiv verändern wird", hieß es in einer Aussendung. Sinkende Geburtenraten und eine alternde Bevölkerung setzten die wirtschaftlichen und sozialen Systeme unter Druck. Notwendig ist laut Kugler "ein öffentlicher Dialog, der Elternschaft entsprechend wertschätzt, und das Bewusstsein für die Auswirkungen eines aufgeschobenen Kinderwunsches auf die Fruchtbarkeit zu schärfen".