Wie zeitgemäß sind Motorveranstaltungen? Wie viel bringen sie Kärnten und wie sehr passen sie in das touristische Leitbild des Landes? Das anstehende Harley Treffen lässt die Debatte neu aufkochen. Mehr als 130 Aussteller und 14 Vertragshändler werden kommende Woche am Faaker See erwartet. 30 Gastronomiestände übernehmen die Verpflegung, Motorradliebhaber aus mehr als 50 Ländern rollen an. Die Buchungslage sei „erstaunlich gut“, heißt es aus der Tourismusregion Villach. „Wir sind am Faaker See in fast allen Häusern voll belegt, rundherum gibt es noch freie Betten“, sagt der Villacher Tourismuschef Georg Overs.
25 Millionen Euro Wertschöpfung
Die Wertschöpfung des Events wird mit 25 Millionen Euro beziffert. „Die European Bike Week stellt damit die wertschöpfungsstärkste Veranstaltung des Jahres für Kärnten dar“, sagte Kärnten Werbung-Geschäftsführer Christian Kresse.
Debatten, die das Treffen wegen der Belastung an Umwelt, Mensch und Tier in Verruf bringen, werden mit dem touristischen Mehrwert aufgewogen. Beim Harley Treffen vertritt der Tourismus hier eine weit klarere Haltung als bei GTI, für die es auch in der Branche nur mehr bedingt Verständnis gibt. „Wir haben beim Harley-Treffen kaum Beschwerden. Es läuft zivilisiert und organisiert ab, das ist ein Unterschied zum GTI-Treffen“, sagt Overs, der darauf verweist, dass man in der Region generell „versucht, Motorveranstaltungen zu reduzieren“.
Zu sehen ist davon bislang wenig. GTI, Oldtimer, Jeep, Harley. Zahlreiche Motorevents finden im Zentralraum Kärnten über das Jahr verteilt statt. „Bringen diese nachhaltig gesehen wirklich so viel, dass man Tausende Fahrzeuge nach Kärnten holt“, fragt eine Leserin stellvertrend für mehrere Zuschriften, die die Kleine Zeitung erreichen. „Nein“, findet die Grüne-Ersatzgemeinderätin Gerlinde Krawanja-Ortner aus Finkenstein. Sie ruft dazu auf, das Event und seine Symbolik zu hinterfragen. „Wir haben kein gutes Gefühl mehr bei der Sache. Wir haben solche Klimaprobleme, Warnungen werden ausgesprochen und auf der anderen Seite feiern wir und tun so, als ob das Problem nicht da wäre“, sagt sie.
Bürgermeister hält an Event fest
Finkensteins Bürgermeister Christian Poglitsch (ÖVP) lässt die Kritik zu, sieht die Wertschöpfung aber als entscheidenden Faktor an. „Wir können die Saison damit um ein, zwei Wochen verlängern und die Zielgruppe bringt Millionen in unsere Gemeinde. Meines Erachtens sind diese Gäste wichtig und das Treffen positiv besetzt“. Gefördert wird die Bike Week vom Finkensteiner Tourismusverband mit 80.000 Euro, der Vertrag, der 2024 ausläuft, soll verlängert werden. Auch die Stadt Villach fördert mit rund 20.000 Euro pro Jahr und begrüßt das Event. „Motorradtreffen müssen weniger werden, dafür hochwertiger. Bei Harley wissen wir, dass die Zeichen der Zeit erkannt wurden. Es gibt die Tendenz zu motorradlosen Abendveranstaltungen, der Konzern bietet E-Motorräder an“, sagt Bürgemeister Günther Albel (SPÖ).
Können E-Bikes die Zukunft sein?
Wie sehr können sich E-Bikes im brummigen Harley-Sektor aber durchsetzen? „Elektro-Motoren sind auch bei uns ein immer größeres Thema. Wir stellen bei der Bike Week in Faak ein E-Motorrad und Fahrrad aus, die auch Probegefahren werden können“, sagt Organisator Sven Kielgas. An den Erfolg der nachhaltigen Schiene glaubt er. „Auch wenn im ersten Schritt vielleicht als Zweit- oder Drittfahrzeug gekauft wird.“ Stefan Masopust, Betreiber der Harley-Davidson Motodrom Zweirad GmbH in Klagenfurt spricht von einem Nischenprodukt. „Interesse ist aber da. Es ist eine Innovation von Harley und man wird sehen in welche Richtung die Reise geht“, sagt der Unternehmer. Die Kosten für die novafreie E-Harley belaufen sich übrigens auf rund 30.000 Euro.
Nachhaltigkeit soll auch auf der der Bike Week mitgedacht werden. Wer nicht mit der Harley anreist, kann die S-Bahn nutzen, deren Taktung verstärkt wird. Für den Weg zwischen den Stationen wird ein Shuttle-Service angekündigt, im Harley Village wird es eine „E-Vehicle Area“ geben.