Sein Konvoi habe die Stadt nicht erreichen können, berichtete die Agentur WAFA laut Kathpress. Geleitet wird der Gottesdienst am Heiligen Abend vom Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Eine israelische Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
Zeitgleich betonte Israels Präsident Yitzhak Herzog das Bekenntnis seines Landes zur Religionsfreiheit. In Weihnachtsgrüßen hob er hervor, christliche Gemeinschaften seien ein fester Bestandteil der israelischen Gesellschaft. Bei einem Besuch bei Franziskanerinnen in Jerusalem habe man gemeinsam für Frieden und Brüderlichkeit gebetet und sich gegen Hass und Extremismus ausgesprochen.
Deutlich kritischer äußerte sich der palästinensische lutherische Pfarrer Munther Isaac. In einem Meinungsbeitrag für den Sender Al-Jazeera warnte der frühere Pfarrer der Christuskirche in Bethlehem davor, die Stadt zu romantisieren. "Jesus wurde nicht in Ruhe geboren", schrieb Isaac und verwies auf Besatzung, Ungerechtigkeit und die Verletzlichkeit der Menschen damals wie heute. "Tatsächlich ist Weihnachten eine Geschichte über Imperien, Ungerechtigkeit und die Verletzlichkeit gewöhnlicher Menschen", so Isaac.
Auch das moderne Bethlehem sei von Mauern und Kontrollpunkten umgeben; viele Bewohner fühlten sich nicht nur von Jerusalem, sondern "auch von der globalen christlichen Vorstellung, die die Vergangenheit Bethlehems verehrt, während sie dessen Gegenwart oft ignoriert" abgeschnitten. Wer die Vergangenheit verehre und die Gegenwart ignoriere, gefährde die spirituellen Wurzeln des Christentums.
Die Rückkehr zu den traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten nach zwei Jahren Krieg bezeichnete Isaac als "Akt der Widerstandsfähigkeit". Es sei eine Erklärung, dass Bethlehem die Hauptstadt von Weihnachten bleibt. Die Geschichte, die diese Stadt erzähle, müsse weitergehen.
Die Feiern in Bethlehem waren Mittwochabend von Kardinal Pizzaballa mit der traditionellen Prozession von Jerusalem nach Bethlehem eröffnet worden. Auf dem Krippenplatz brachte er Grüße aus Gaza mit und sprach von Hoffnung und dem Wunsch nach Wiederaufbau. Die Feiern gelten auch als wirtschaftliches Signal: Ein Großteil der Familien in Bethlehem lebt direkt oder indirekt vom Tourismus, der während des Krieges nahezu zum Erliegen gekommen war.
Bürgermeister Maher Nicola Canawati sprach von einem bewussten Zeichen der Hoffnung nach "zwei Jahren der Stille". Die Botschaft aus Bethlehem richte sich an die ganze Welt: Die Bevölkerung sei bereit für Frieden und wolle wieder Gäste empfangen. Die Feiern würden von Christinnen und Christen ebenso wie von Muslimen mitgetragen und als gemeinsames Fest verstanden.
Die Weihnachtsfeiern konzentrieren sich traditionell auf die Geburtskirche im Zentrum von Bethlehem, eine der heiligsten Stätten der Christenheit. An jener Stelle, an der Maria Jesus zur Welt gebracht haben soll, ließ Kaiser Konstantin bereits im Jahr 326 einen ersten Kirchenbau errichten. Der heutige Bau stammt aus dem sechsten Jahrhundert; sein Hauptaltar liegt über einer rund zwölf mal zehn Meter großen Grotte. Dort markiert ein 14-zackiger Stern den verehrten Geburtsort Jesu. Der Zugang zur Kirche erfolgt seit dem 16. Jahrhundert durch die nur 1,20 Meter hohe "Tür der Demut".
Die Geburtskirche ist Teil eines rund 12.000 Quadratmeter großen Komplexes mit Kreuzgängen, Klöstern, Grotten und weiteren Sakralbauten. Direkt angeschlossen ist die katholische Katharinenkirche, in der die Christmette gefeiert wird. Zum Ensemble gehören zudem ein lateinischer, ein griechisch-orthodoxer und ein armenischer Konvent; die Basilika wird von diesen drei Konfessionen gemeinsam verwaltet. Seit mehr als 1.600 Jahren leben an diesem Ort Mönche. Die Kirche zählt zu den ältesten vollständig erhaltenen Gotteshäusern und war im Lauf der Geschichte wiederholt umkämpft. 2012 wurde der Komplex von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.