"Nach bisherigen Ermittlungen und dem aktuellen Kenntnisstand sollen Zusammenhänge mit dem Nahostkonflikt bestehen", teilte die Staatsanwaltschaft mit. "Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äußerungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten." Vor diesem Hintergrund sei auch die Auswahl des Tatorts erfolgt. Über ein antisemitisches Motiv hatten zuerst "stern" und "Tagesspiegel" berichtet.
Das Denkmal erinnert in der historischen Mitte Berlins an die sechs Millionen Juden, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten ermordet wurden.
Mann soll Haftrichter vorgeführt werden
Zudem soll eine religiöse Motivation bestanden haben. Demnach hatte der Mann neben dem Messer als mutmaßlicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei.
Der Verdächtige soll einem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann lebte dpa-Informationen zufolge in einer Geflüchtetenunterkunft in Leipzig. Einsatzkräfte durchsuchten in der Früh die Einrichtung.
Staatsanwalt Sebastian Büchner sieht keine Verbindungen zum IS: "Nach unserem bisherigen Kenntnisstand gibt es keine Verbindungen zu irgendwelchen Terrororganisationen, zum Islamischen Staat oder auch zu anderen Personen, die ihn da indoktriniert haben könnten", sagte Büchner zu Reuters-TV. "Wir gehen im Augenblick von einem Einzeltäter aus."
Opfer lebensgefährlich verletzt
Der 19-Jährige wird verdächtigt, den Spanier von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben. Der 30-Jährige musste notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Lebensgefahr bestehe inzwischen nicht mehr, hieß es. Nach der Tat wurden auch einige Menschen von Rettungskräften betreut, die Zeugen des Geschehens geworden waren.
Während der Polizeimaßnahmen lief der mutmaßliche Täter den Angaben zufolge auf die Beamten zu. Ihnen fielen seine blutverschmierten Hände und die mit Blut beschmutzte Hose auf. Daraufhin nahmen sie den Mann fest. Der 19-Jährige soll den Angaben zufolge 2023 als unbegleiteter minderjährlicher Flüchtling nach Deutschland gekommen sein.
Er habe bei der Festnahme einen klaren Eindruck gemacht, hieß es. "Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, ist Gegenstand der Ermittlungen." Anhaltspunkte für Verbindungen zu anderen Personen oder Organisationen lägen nicht vor. Der sächsischen Polizei ist er wegen kleinerer Delikte bekannt, nicht aber wegen Hass-Verbrechen.
Politiker schockiert
Mehrere Politiker äußerten sich schockiert über die Attacke. "Das ist ein furchtbarer Angriff", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Wahlkampfveranstaltung in Potsdam. "Hoffen wir für das Opfer, dass die Sache gesundheitlich gut ausgeht." Der Täter müsse mit allem rechnen, "was wir an rechtsstaatlicher Strenge haben". Innenministerin Nancy Faeser äußerte sich ähnlich: "Der Täter muss mit aller Härte des Gesetzes bestraft und direkt aus der Haft abgeschoben werden." Es würden alle Wege genutzt, um Gewalttäter wieder nach Syrien abzuschieben.
Ähnlich äußerten sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und weitere Politiker. "Ich erwarte von der nächsten Bundesregierung, dass sie dafür sorgt, dass solche Täter ihren Schutzstatus verlieren und schnell unser Land verlassen müssen", teilte Wegner mit. Der grüne Spitzenkandidat Robert Habeck erklärte: "Antisemitismus ist die Schande dieses Landes und gehört mit allen Mitteln bekämpft. Und zwar jeglicher Antisemitismus. Es darf da keine blinden Flecken geben."
Weitere Festnahme
Ebenfalls am Freitag war am Hauptstadtflughafen BER ein 18-Jähriger festgenommen worden. Er soll einen antisemitisch motivierten Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben. Es handelt sich den Angaben der Behörden zufolge um einen Tschetschenen, der in Potsdam lebte. Er kam in Untersuchungshaft. Er soll einen politisch motivierten Anschlag in Berlin geplant haben. Ziel sollte die israelische Botschaft sein, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr.
Demnach wollte er vom BER aus Deutschland verlassen, um sich dem IS anzuschließen. Im Zusammenhang der Ermittlungen durchsuchte die Polizei am Morgen eine Wohnung in Potsdam und fand dabei einen sprengstoffähnlichen Gegenstand. Das Mehrfamilienhaus wurde evakuiert. Der Gegenstand sollte dann entschärft werden.
Mehrere tödliche Angriffe vor Wahl
In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in Deutschland mehrere auch tödliche Angriffe, deren Hintergründe allerdings unterschiedlich waren. Das Thema Migration dominierte daraufhin den Bundestagswahlkampf. So fuhr am 13. Februar ein 24-jähriger Afghane in München mit einem Auto in einen Demonstrationszug. Ein zweijähriges Mädchen und seine 37 Jahre alte Mutter starben später im Krankenhaus, mindestens 37 weitere Menschen erlitten teils schwere Verletzungen.
In einem Park in Aschaffenburg soll ein 28 Jahre alter Afghane im Jänner ihm offensichtlich unbekannte Menschen mit einem Messer angegriffen haben. Ein zweijähriger Bub marokkanischer Herkunft und ein 41-jähriger Deutscher starben. Kurz vor Weihnachten war zudem ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Sechs Menschen kamen ums Leben, knapp 300 wurden verletzt.