Am 28. August, genau zwei Wochen nach dem Start in Überlingen am Bodensee, waren 29 handaufgezogene Waldrappe am Rande der WWF-Oase Laguna di Orbetello in der Toskana gelandet. Fünf Flugetappen und insgesamt 885 Flugkilometer legten die Vögel zurück.
Die Waldrappe sind Teil eines zoologischen Forschungsprojektes. Bereits 2007 starteten die ersten Vögel, die in österreichischen Tierparks geboren und von oberösterreichischen Forschern aufgezogen worden waren, zu ihrer großen Reise nach Italien. Um den Jungtieren die Routen für ihren herbstlichen Flug in den Süden zu zeigen, werden sie von Biologen mit Leichtflugzeugen geleitet.
Das Projekt "Waldrappteam" läuft seit 2002. Ziel ist es, die zu den Ibisvögeln zählenden Waldrappe nach rund 350 Jahren der Abwesenheit im Alpenraum wieder anzusiedeln. Ohne diese Wanderung in den Süden würden sie den Winter nicht überleben. Die Waldrapp-Küken, die in Zoos und Wildparks schlüpfen, kennen die Flugroute ins Winterquartier nicht. Deshalb müssen die menschlichen Ziehmütter ihnen den Weg in die Toskana in einem Ultraleichtfluggerät vorfliegen.
Die gänsegroßen, glatzköpfigen Waldrappe lebten bis ins 17. Jahrhundert im Alpen- und Mittelmeerraum. Heute sind die Zugvögel in freier Wildbahn praktisch ausgestorben. Die illegale Jagd ist dafür die Hauptursache, auf die drei Viertel der Todesfälle zurückzuführen sind. Im Rahmen des EU-Projektes soll die schwarz-grün-violett schillernde Ibis-Art im Bodenseekreis wieder angesiedelt werden - seit 2011 laufen auch Projekte im bayrischen Burghausen und bei Salzburg.