Der Designer Luigi Colani ist im Alter von 91 Jahren in Karlsruhe gestorben. Er sei am Montag einer schweren Krankheit erlegen, sagte seine Lebensgefährtin Yazhen Zhao. Colanis Markenzeichen war der runde Schwung, die organische Form. Der Universaldesigner entwarf unter anderem Autos und Rennwagen, aber auch Möbel, Geschirr, Brillen, Kameras, Fernseher und Kleidung.

Es gibt wenig, was Luigi Colani nicht in Form gebracht hätte: Zu den bekanntesten Werken zählt die Spiegelreflexkamera Canon T-90, die bis heute das gerundete Design der Marke prägt. Sein aerodynamischer Truck, der von der Seite einem menschlichen Profil ähnelt, wird von einer Firma für Werbezwecke eingesetzt. Die Polizei in Hamburg trägt seit 2002 Uniformen nach Colani-Entwürfen, die Musiker Prince und Lenny Kravitz spielen auf seinem "Pegasus"-Klavier. Wie seine Lebensgefährtin der Deutschen Presse Agentur mitteilte, starb Colani an einer schweren Krankheit in Karlsruhe.

Besonders angetan hatten es Colani Flugzeuge und Autos. Nicht von ungefähr, studierte der Sohn eines Schweizer Filmarchitekten nach seinem Kunststudium in Berlin doch noch Aerodynamik in Paris. Seine Entwürfe für Flugzeuge und Raumgleiter bestechen oft auch in ihren Details. So wurde seine Idee eines erhöhten Cockpits in Kampfflugzeugen von russischen Herstellern aufgenommen.

Luigi Colani
Luigi Colani © (c) EPA (Karl-Josef Hildenbrand)

"Meine Welt ist rund", sagte er vor seinem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr in Karlsruhe, wo er sich zur Ruhe setzte. Er galt als sehr streitbar. Im Laufe seines Lebens arbeitete er außer in Deutschland, Italien, Mexiko, den USA oder Russland auch in Japan oder China. Er feierte riesige Erfolge etwa mit der legendären Canon T90, die das Design der Marke entscheidend prägte. Er verdiente in den 70er- und 80er-Jahren viel Geld, und er war einer der ersten Designer, der seine Produkte unter seinem Namen vermarktete mit dem so unverwechselbar wellenförmig geschwungenen Schriftzug "Colani".

Colanis Inspiration war die Natur: "Auf einem Quadratmeter Gartenboden finden Sie die ganze Welt der Höchsttechnologie, der Mechanismen, der Mechatronik, die feinsten konstruktiven Faserstränge, Hohlkörper, Rispen, Dolden, Knollen. Das sind die intelligentesten Verpackungstechniken und Konstruktionsverfahren", sagte er vor einigen Jahren in einem Interview.

Für Peter Weibel, Leiter des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM), gehört Colani zu den Wegbereitern des Biomorphismus. Mit dem Nachempfinden natürlicher Formen habe er seinen Kreationen Dynamik eingehaucht. "Nicht umsonst wird er als Gott der geschwungenen Linie bezeichnet."

Zuletzt war er leiser geworden. Mit deftigen Worten zog er bis dahin über die in seinen Augen ewiggestrige Designzunft her, beschimpfte die Industrie als ultrakonservativ, verließ sogar Deutschland empört in Richtung China. Zu seinem 90. Geburtstag schließlich wirkte er still und zerbrechlich. Er nahm sich zurück, paffte an seiner Zigarre und lachte ein wenig heiser. Seine Wohnung in Karlsruhe behielt er. Deutschland war für ihn "Heimat". Trotz allem.

Luigi Colani
Luigi Colani © (c) AP (Jens Meyer)

Leiser zu sein, hieß dabei aber nicht weniger stur oder weniger stolz. Im Gegenteil. "Ich wurde kopiert, kopiert, kopiert", sagte er der Deutschen Presse-Agentur bei einem Treffen im Juli 2018. Und: "Sie können zurückgehen auf das, was ich vor 20, 25 Jahren gesagt habe - das ist heute neu, neu, neu!"

"Ich habe in keine Zeit gepasst"

Der Universaldesigner verachtete die Zweifler, er liebte das Risiko. "Ich könnte dieser Welt auf die Sprünge helfen! Aber ich will es nicht mehr." Ein wenig traurig war er dann auch, aber nur kurz. "Ich habe in keine Zeit gepasst", sagte er.

Viele seiner extravaganten, avantgardistischen Entwürfe blieben in der Schublade. Zahlreiche seiner Monsterprojekte wurden nie umgesetzt. Und ein Colani-Museum, das er dann doch so gerne gehabt hätte, wurde nie gebaut. Er, das Vorbild für viele Generationen von Designstudenten, hatte nach eigenem Bekunden keine Vorbilder. "Ich bewundere niemanden."

Was ihm vielleicht Genugtuung sein mag: Am Ende seines Lebens würdigte man ihn zunehmend wieder als den, der er schon immer war - ein Visionär.