Warum gingen Sie zur Feuerwehr?

Ich bin 1996 eingetreten. Da gab es einen Kommandantenwechsel. Der vorherige Kommandant wollte keine Frauen. Der neue hat mich sofort aufgenommen, nachdem mein Mann und mein Sohn auch schon dabei waren. Und ich wollte unbedingt.

Wie schwer war der Einstieg?

Relativ einfach. Ich wurde gleich EDV-Beauftragte. Damals kannten sich nur wenige mit Computern aus und ich hatte schon beruflich viel damit zu tun. So war ich von Anfang an auch bei den Ausschusssitzungen dabei.

Wie wurden Sie Kommandantin?

2001 wollten zwei Kollegen die Kommandantenprüfung ablegen und haben mich auch dazu überredet. Bei der Prüfung war ich die einzige Frau und habe mit Auszeichnung bestanden. 2007 gab es eine Kommandanten-Wahl. Ich wurde von einigen Kameraden zur Kandidatur gedrängt, sie hatten sich abgesprochen, und ich musste dann zur Annahme des Kommandos nach der Wahl wirklich überredet werden. Plötzlich war ich Feuerwehr-Kommandantin – die erste Österreichs. Ich hätte mir nie gedacht, dass so etwas jemals passieren könnte.

Was hielt Ihre Familie davon?

Am Tag der Wahl sagte mein Sohn: „Mama, ich werde dich nicht wählen, weil ich nicht will, dass du mich neben daheim auch noch bei der Feuerwehr kommandierst“ (lacht). Aber da waren meine Kinder schon erwachsen. Ich bewundere alle Frauen, wie diese die Kombination mit Kleinkindern und Feuerwehr schaffen.

Was prägte die Anfangszeit?

Kurz nach meiner Wahl gab es einen Verkehrsunfall, bei dem ein junger Mann sehr schwer verletzt wurde. Keiner glaubte an sein Überleben. Ich war beim Einsatz ganz ruhig, aber als ein Polizist das Handy des jungen Mannes nahm, um dessen Mutter anzurufen, griff ich energisch ein. Was, wenn die Mutter allein ist, wenn sie diese Nachricht verkraften muss? Da muss man psychologisch vorgehen, die Eltern persönlich informieren und gegebenenfalls Hilfe leisten. Der junge Mann hat überlebt und ich hatte noch Jahre danach Kontakt zur Mutter.

Führen Sie also anders als Männer?

Frauen agieren tendenziell ruhiger, zurückhaltender. Das kann in gefährlichen oder unübersichtlichen Situationen ein Vorteil sein. Frauen handeln vielleicht auch intuitiver. Oft muss ich im Einsatz rasch eine Entscheidung treffen, obwohl ich noch nicht weiß, ob sie richtig oder falsch ist. Nicht entscheiden wäre der größte Fehler. ­Meine Leute denken alle so. Deshalb sind sie im Einsatz sehr ruhig und konzentriert. Ich bin sehr stolz auf sie. Sie machen größtenteils die Arbeit, ich ­führe nur.

Wie groß ist der Aufwand?

Insgesamt komme ich auf etwa 1200 Stunden in einem normalen Jahr. Unser neues Rüsthaus haben wir 2007/08 in Rekordzeit fertiggestellt und viele aus der Gemeinde haben mitgeholfen. Den Zeitaufwand dafür kann ich gar nicht bemessen.

Warum sollten Frauen zur Feuerwehr?

Wir halten alle zusammen und haben eine super Kameradschaft. Ich würde jeder Frau raten, zur Feuerwehr zu gehen. Sie sind in der eher ruhigen Art extrem wichtig in kritischen Situationen, etwa im Umgang mit Verletzten. Viele trauen sich das nicht zu, aber man kann alles lernen. Nur das Herz dafür muss da sein und die Leidenschaft.