Für ein künstlerisches Projekt mit Laien in seiner Heimat hat Georg Schütky den Volkskulturpreis des Landes Steiermark 2022 gewonnen. Die „Dorf­oper“, ein schräges Spektakel, das „Schauspieler*innen, Sänger*­innen und Musikant*­innen“ durch Allerheiligen ziehen ließ, sodass die Menschen selbst das Dorf erlebten, wie sie es noch nie erlebt hatten.


Herr Schütky, für alle, die nicht dabei waren: Wie kann man sich diese Dorfoper ungefähr vorstellen?
Georg Schütky: Die Menschen waren zu diesem Anlass Akteur*innen und Besucher*­innen gleichzeitig, weil das Ereignis mit einem Jahrmarkt gestartet ist. Da wurde alles verkauft: Rinderknochen, Hühnerknochen, … wie in einem bizarren Märchen. Danach folgte ein Parcours durch das Dorf. Die Oper dauerte zweieinhalb Stunden, 70 Prozent des Publikums kam aus der Region, 30 Prozent aus Graz. Wir hatten sehr gute Werbung durch eine Crowdfundingkampagne, durch den Blasmusikverband und die Medien. Die Vorab-Berichterstattung hat uns sehr geholfen.

Georg Schütky wurde 1988 in Allerheiligen geboren. Er studierte  Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Heute inszeniert er an Theatern und Opernhäusern in ganz Deutschland und Österreich.
Georg Schütky wurde 1988 in Allerheiligen geboren. Er studierte Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Heute inszeniert er an Theatern und Opernhäusern in ganz Deutschland und Österreich. © Manuel Rieder


Wie setzt sich das kulturelle Klima im Mürztal zusammen?
Da gibt es eine große Bandbreite. Die Blasmusik begleitet jedenfalls das Leben. Weltliche und kirchliche Feste, Begräbnisse und vieles mehr sind von dieser umrahmt. Es gibt aber auch die Bigband Neuberg wie auch die Neuberger Kulturtage. Da kommt die Kultur aber von außen, durch Kulturschaffende von allen großen Häusern, Bühnenbildner*­innen, Kostümbildner*innen … hier gibt es persönliche Kontakte, von denen dieses Festival lebt. Ganz anders das Festival BRÜCKEN, das Ernst Kovacic betreibt, um das zeitgenössische Musikschaffen zu fördern. Dann gibt es noch die Theatertradition an den Schulen, die Pfarrtheater auf Vereinsbasis, die Sinfonietta der Musikschule Kapfenberg, das Chill Hill Kapfenberg, das Kunsthaus Mürz und die Musicals im BORG Kindberg.

Welchen Begriff haben Sie von „Volkskultur“?
Volkskultur ist vielschichtig, es bedeutet alles, was im „Volk“ passiert; eine kulturelle Praxis, die den Aspekt von Gemeinschaft im Mittelpunkt hat. Und als Regisseur sage ich, dass der Begriff der Freiwilligkeit ein schwieriger ist, weil bei diesem gemeinsamen Tun jede*r sofort aufhören könnte. Die „Verpflichtung“ entsteht aus dem gemeinsamen Üben und schließlich aus der Verzauberung, gemeinsam Außerordentliches zu leisten.