Herzliche Glückwünsche zum ersten Glanzstück-Preis des Landes Steiermark, unterstützt durch die Kleine Zeitung. Sie feiern heuer zehn Jahre KOMM.ST. Wie kam es zu KOMM.ST?

GÜNTHER FRIESINGER: Das ist eine lange Geschichte! Es gab als Vorgängerprojekt den Angerer Frühling. Dieser ging vom kulturell sehr engagierten Ehepaar Almer aus, das sehr viel veranstaltet und geleistet hat. Lesungen, Fahrten zu den Wiener Museen usw.

Als die beiden in Pension gingen, fragten sie Georg Gratzer, ob er das Kulturprogramm für die Region weitertragen würde. Er willigte ein und holte auch seinen Bruder Roland Gratzer, mich aus Fernitz, aber mit verwandtschaftlichen Beziehungen zur Region, und Roswitha Weingrill aus Weiz an Bord. Wir wollten Spielraum haben, um progressiver zu sein, unsere Tätigkeit in der Region mit zeitgenössischer Kunst und Kultur updaten, leerstehende Räume für Projekte und Veranstaltungen nutzen, unser Festivalzentrum im 300 Jahre alten Gasthaus Feichtinger errichten.

Die Gemeinde Anger hat uns eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Da können wir übernachten, wenn es spät wird, aber auch Künstler*innen unterbringen, die bei uns arbeiten.

© Wraubek

Wo spielen sich die unterschiedlichen Formate von KOMM.ST ab?

Ein wirklich großes Problem ist, dass die Kommunikationsräume vor Ort verschwinden. Die Post sperrt zu. Es gibt maximal einen Postpartner in den Ortschaften, die Gasthäuser verschwinden, weil sie niemand mehr übernehmen will. Selbst die Kirchen sind durch die Pfarrzusammenschlüsse weniger oft ein Treffpunkt.

Wir haben leider eine ganz wertvolle Spielstätte, die „Tellerwitzimitzi“ (Gastwirtin, Anm.) verloren. Sie ist krank und hat seit zwei Jahren ihr Gasthaus geschlossen. Seit Corona hat auch das Ketzbachstüberl, eine Disco, nur mehr Freitag und Samstag offen. Wir sind daher oft auf die Nutzung von Leerstand angewiesen.

Aber das KUNSTRAUM STEIERMARK-Stipendium, das wir für zwei Jahre hatten, war eine super Voraussetzung dafür, dass wir das KOMM.ST LAB gründen konnten – unser Format für bildende Kunst. Zudem ist die Gemeinde ein großartiger Partner, wir haben das Steinbeißhaus mit der gesamten Infrastruktur zur Verfügung, das heißt einen Ausstellungsraum, ein Atelier, einen Vorplatz, Sanitäranlagen und die Möglichkeit, selbst Kino zu machen.

"Homebase" von KOMM.ST ist das alte Gasthaus Feichtinger
"Homebase" von KOMM.ST ist das alte Gasthaus Feichtinger © Wraubek