Antonia Gössinger analysiert gemeinsam mit den Chefredakteuren und Innenpolitikchefs der „Presse“ und der Bundesländerzeitungen die Wahlentscheidung und bittet alle Spitzenkandidaten zum Interview.

Die Stellungnahmen der Spitzenkandidaten im Wahlstudio:

Sebastian Kurz: Ich verspüre eine unglaubliche Dankbarkeit. Wir sind vor vier Monaten vom Parlament abgewählt worden und sind heute von der Bevölkerung zurückgewählt worden. Ich will noch nicht über Koalitionen spekulieren. Ich bin überglücklich über das Vertrauen. Das bedeutet große Verantwortung. Es ist Zeit, dass wieder Österreich und die Österreicher im Mittelpunkt stehen. Alle an einen Tisch zusammenholen, das wird meine Aufgabe für die nächsten Tage und Wochen sein. Es geht nicht nur um Migration und Klimaschutz, wir haben eine große Verantwortung, dass Menschen Arbeit haben, dass der Wirtschaftsstandort gesichert ist, dass der Sozialstaat gesichert ist. Das sind große Zukunftsprojekte. Ich tue das, was ich immer versprochen habe: nach dem Wahltag mit allen sprechen. Jede Partei im Parlament ist ein potenzieller Regierungspartner.

Pamela Rendi-Wagner: Zweifelsohne kann man mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Wir haben um mehr gekämpft, das Ergebnis ist zur Kenntnis zu nehmen, daran ist nicht zu rütteln. Wir haben einen sehr inhaltlichen Wahlkampf geführt, vom Mindestlohn bis zur Pflegegarantie und Klimawandel, überlagert von vielen Skandalmeldungen, vor allem von der FPÖ, das ist schade. Ich bin vor neun Monaten neue SP-Vorsitzende geworden, mit 98 Prozent bestätigt worden. Es war eine schwierige Zeit, ein Schock für die Partei. Ich habe damals Verantwortung übernommen und werde sie jetzt nicht abgeben. Schauen wir uns die Sache an, was die nächsten Tagen bringen werden. Für mich gilt: Ich habe eine Partei ausgeschlossen. Und wir stehen zu unseren Themen. Der Ball liegt bei der ÖVP und bei Sebastian Kurz. 

Werner Kogler: Ich sehe mich noch nicht in einer Bundesregierung, ganz im Gegenteil. Wir sind heute da, um ein Versprechen einzulösen. Klimaschutz, Armuts- und Korruptionsbekämpfung - wir werden uns jetzt einmal freuen, dass das viel besser ausgegangen ist, als viele sich das erhofft hat. Wir werden unseren Parlamentsklub aufbauen, wir haben genug zu tun. Wir werden das Gespräch. Man muss die Türkisen fragen, ob sie gewillt sind, von ihrem rechten Kurs abzugehen. 

Peter Pilz: Wir haben ein sehr gutes Angebot gemacht, die Wähler haben es halt nicht angenommen. Das respektiere ich. Wir hatten wenig Zeit für eine Aufholjagd. Die Klimapolitik hat den Grünen sehr geholfen. Korruption und Ibiza, da bin ich zu Hause, das war nicht das Problem. Möglicherweise werden wir bei der Wiener Gemeinderatswahl antreten, aber das hat noch ein bisserl Zeit.

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