Heiße Wortgefechte um den Klimaschutz prägten über weite Strecken das ORF-Sommergespräch mit Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer. Die schlechte CO₂-Bilanz Österreichs lässt er nicht gelten: „Beim ewigen Schlecht- und Kleinreden unseres Landes mache ich nicht mit.“ Österreich sei "ein schönes Land", auch wenn es "immer etwas zu tun" gebe, meinte er in dem Interviewformat.

Kernbotschaften

Nach der Strompreisbremse kündigt Nehammer weitere Entlastungen an: Man werde Hilfen für Unternehmer und Bauern erarbeiten. Im dritten Schritt plane man dann Maßnahmen „bei allen Energieträgern, also auch Pellets und Öl“. Was da kommen könnte, müsse man aber erst mit dem Koalitionspartner verhandeln.

Oberstes Prinzip sei immer die Versorgungssicherheit. Forderungen nach einem Ende der Sanktionen gebe es – zumindest in der ÖVP – nicht. Richtig sei aber, dass man diese ständig evaluieren müsse.

Die Turbulenzen in der eigenen Partei versuchte Nehammer auf möglichst kleiner Flamme zu halten. Es gebe „Verdachtsfälle gegen Einzelne“, die Partei bestehe aber aus 700.000 Mitgliedern. Richtig sei, dass manche Chats „alles andere als erträglich“ seien. Die Partei sei aber lernfähig. Er, Nehammer, habe den Auftrag erteilt, Verbesserungen der ÖVP-Struktur zu erarbeiten, denn deren föderale Gliederung sei „nicht geeignet“, Transparenzanforderungen rasch genug zu erfüllen.

Zu den Erwartungen mit Blick auf die bevorstehenden Landtagswahlen wollte sich Nehammer nicht äußern, auch nicht zu schlechten Umfragen: „Die Zahlenwerte, die mich interessieren, sind Inflation und die Füllstände in den Gasspeichern.“ Warum die ÖVP keine Wahlempfehlung zur Bundespräsidentenwahl gebe? "Wir wollen die Menschen nicht bevormunden."

Emotionale Höhepunkte

Mehrfach „verhakten“ sich die Gesprächspartner, wenn die Journalisten den Kanzler mit Nachfragen unterbrachen. „Sie lesen eine Statistik so, wie Sie sie lesen und interpretieren wollen. Ich hingegen prüfe Fakten“, so eine Attacke Nehammers beim Thema CO₂-Bilanz. „Verlieren wir uns nicht in Polemik!“, schlug er vor. Die zu langen Antworten kämen nur, weil er zu oft unterbrochen werde.

Atmosphäre

Nehammer wirkte souverän und entspannt, zeigte aber wenig Bereitschaft, sich bei Einzelthemen konkret zu äußern. Als die Rede auf das schlechte Image der Politiker kam, holte er die Medien gleich mit ins Boot: Deren Image sei auch nicht besser. Man müsse deshalb „einander in Wertschätzung begegnen“. Ein Versuch also, den Fragern zu Beginn gleich die Schneid’ abzukaufen.