"Wunderkind", "Jungstar", "der rote Kurz": Zuschreibungen wie diese gibt es über Sven Hergovich sonder Zahl. Der 34-Jährige soll nach dem ruhmlosen Abgang des 30 Jahre älteren Franz Schnabl die niederösterreichische Landes-SPÖ übernehmen, die soeben auf ihren historischen Tiefststand gekracht ist.

Hergovich in der ZiB 2

Kurz nach Bekanntgabe der Neuaufstellung stellte sich Sven Hergovich gestern Abend bereits den Fragen von Armin Wolf in der ZiB 2. Seine erste Aufgabe werde es sein, mit allen Parteien über eine mögliche Regierungsbeteiligung zu sprechen. "Aber eins möchte ich schon ganz klar sagen", so Hergovich, von ihm würden die SPÖ-Mandatare keine Freigabe dazu bekommen, FPÖ-Chef Udo Landbauer zum Landeshauptmann zu wählen, "das geht sich für uns nicht aus". Eine Zusammenarbeit mit der FPÖ schließt Hergovich jedoch nicht aus. Wenn eine andere Partei SPÖ-Inhalte unterstützen wolle, werde er sich nicht dagegen verschließen.

Hergovich über seine neue Parteifunktion:

Erfahrung mit schwierigen Neuanfängen

Mit schwierigen Neuanfängen hat Hergovich Erfahrung: Aktuell ist der gebürtige Wiener Geschäftsführer des AMS Niederösterreich und hat dort mit seinem Projekt "Arbeitsplatzgarantie Marienthal" für Aufsehen gesorgt. Bis an die britische Uni Oxford zeigten sich Sozialforscher fasziniert von dem Vorhaben, das Einwohnern der niederösterreichischen Ortschaft, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, einen auf Staatskosten geschaffenen Job zusichert. Dass das Ganze an die bahnbrechende Arbeit "Die Arbeitslosen von Marienthal" von 1933 anschloss, hat PR-technisch wohl nicht geschadet – aber mit Politikern, die Öffentlichkeitsarbeit beherrschen, war die SPÖ zuletzt ohnehin nicht allzu üppig gesegnet.

Hergovichs Lebenslauf liest sich wie einer von jemandem, der gezielt auf einen politischen Job hingearbeitet hat: Studium der Volkswirtschaftslehre, dabei Engagement bei Global 2000, dann bei der Arbeiterkammer als Umweltökonom angeheuert. Mit 24 Karriere in den Kabinetten von Doris Bures und Alois Stöger (beide SPÖ), wo er im Sozialministerium die "Aktion 20.000" für ältere Arbeitslose mit entwirft.

Innovationsgeist und politisches Talent

Dann, als Türkis-Blau übernimmt, wechselt er als sehr junger Geschäftsführer in die niederösterreichische Landesstelle des AMS. Dort attestieren ihm Kollegen – beileibe nicht nur aus der roten Reichshälfte – Innovationsgeist, politisches Talent und Engagement, aber auch einen gewissen Hang zur (Über-)Inszenierung.

Alles wie gesagt Talente, die die SPÖ Niederösterreich – auf dem Papier noch immer die mitgliederstärkste rote Landeseinheit – durchaus gut gebrauchen könnte.