Der frühere steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer wird bei der Schlusskundgebung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Freitagnachmittag als Erstredner, quasi als atmosphärischer Einpeitscher, fungieren. Der Steirer hatte nach seinem Abgang aus der Politik nicht nur leidenschaftlich für eine zweite Amtszeit des Amtsinhabers geworben. Im Vorfeld eines Doppelinterviews mit Van der Bellen im Sommer in der Kleinen Zeitung hatte Schützenhöfer sogar eine formelle, vom Magistrat bestätigte Unterstützungserklärung vorgelegt. Diesem Beispiel folgte übrigens auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP).

Zu "you'll never walk alone", der Hymne des FC Liverpool, wurde im Marx-Palast in Wien Erdberg Stimmung gemacht. Danach begann der frühere steirische Landeshauptmann Schützenhöfer den Unterstützerreigen: "Ich bin nicht der Einpeitscher, sondern ich muss gleich weg. Darum rede ich als Erster und nicht als Vorletzter", so Schützenhöfer zu Beginn seiner Rede.

Es sei eine Frage der demokratischen Reife, dann nicht zu kandidieren, wenn man mit einer Person einverstanden ist "und Van der Bellen war und ist ein sehr guter Bundespräsident für Österreich", erklärte Schützenhöfer, warum die ÖVP keinen Gegenkandidaten aufgestellt hat. Der Amtsinhaber habe das Amt mit Entschlossenheit, Mut, einer gewissenen Gelassenheit, "aber ohne irgendeiner Partei zu erliegen", geführt. "Für mich bist du so etwas wie der Fels in der Brandung", richtete Schützenhöfer Van der Bellen aus.

Auch Neos-Chefin Meinl-Reisinger am Rednerpult

Bei der Schlusskundgebung im Marx-Palast in Wien Erdberg, wo etwa Dirk Stermann und Christoph Grissemann "Willkommen Österreich" oder Servus-TV diverse Talkrunden aufnehmen, ergriff auch Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger das Wort. Sie sei nicht immer mit jeder Entscheidung Van der Bellens einverstanden gewesen, "aber wenn Hermann Schützenhöfer nicht ganz zufrieden ist und ich nicht ganz zufrieden bin", sei das doch ganz gut.

Mit dabei als Teilnehmer sind außerdem Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Vizekanzler Werner Kogler oder ÖVP-Europaparlamentarier Othmar Karas. Van der Bellen will damit den parteiübergreifenden Charakter seiner Kandidatur zum Ausdruck bringen. Unterstützung erhält der Amtsinhaber aber auch abseits der österreichischen Politik: Arnold Schwarzenegger unterstützt seinen Freund Van der Bellenauch heute per Videobotschaft.

Alle sechs ÖVP-Landeshauptleute für Van der Bellen

Schützenhöfer ist neben Karas wohl jener ehemalige bzw. amtierende ÖVP-Spitzenpolitiker, der sich am stärksten als Van-der-Bellen-Fan geoutet hat. Im Unterschied zum heterogenen, türkisen Regierungsteam haben alle sechs ÖVP-Landeshauptleute einhellig und eindeutig für den ehemaligen Grünen-Chef Partei öffentlich ergriffen.

Ihre Stimme am Sonntag für Van der Bellen werden nach eigenem Bekunden der Steirer Christopher Drexler ("selbstverständlich wähle ich ihn"), der Tiroler Anton Mattle ("werde ihn wählen"), der Vorarlberger Markus Wallner ("hat meine Stimme"), der Salzburger Wilfried Haslauer ("wähle ihn") und der Oberösterreicher Thomas Stelzer.

Etwas verhaltener Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Bei einer gemeinsamen Wanderung mit Van der Bellen an der niederösterreich-steirischen Grenze meinte Mikl-Leitner zu den "Niederösterreichischen Nachrichten", sie höre immer wieder von vielen Menschen, wie froh sie seien, dass Van der Bellen noch einmal kandidiert. "Das kann ich verstehen." Eine Wahlempfehlung wolle sie allerdings nicht abgeben.

Nehammer hält sich bedeckt

Differenzierter sind die Äußerungen innerhalb des elfköpfigen ÖVP-Regierungsteams. Dass sie Van der Bellen wählen werden, haben öffentlich nur Europaministerin Karoline Edtstadler, Arbeitsminister Martin Kocher, Bildungsminister Martin Polaschek und Staatssekretär Florian Turksy, der seine Stimme via Briefwahl bereits abgegeben hat, weil er am Sonntag in Graz weilt, gesagt. Wahlempfehlung sei dies allerdings keine, so die Sprachregelung. Auch Außenminister Alexander Schallenberg wird ihn wählen, sagt es aber nicht öffentlich. Unter Verweis auf das Wahlgeheimnis halten sich Bundeskanzler Karl Nehammer, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Finanzminister Magnus Brunner, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Medienministerin Susanne Raab und Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm bedeckt. Auch der neue ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker verweist auf das Wahlergebnis.    

Tiefer Riss durch ÖVP-Wählerschaft 2016

Die ÖVP hatte sich bereits 2016 schwer mit einer Wahlempfehlung für Van der Bellen im Vorfeld der Stichwahl getan. Das wurde denn auch vom Wahlergebnis bestätigt, durch die ÖVP-Wählerschaft ging in der Stichwahl zwischen Van der Bellen und dem Freiheitlichen Norbert Hofer ein tiefer Riss. Manche ÖVP-Hochburgen, etwa die Oststeiermark, wählten mit großer Mehrheit Hofer. Diesmal sind die Van-der-Bellen-Sympathisanten in der ÖVP deutlich vorn, einhellig ist die Stimmung an der türkis-schwarzen Basis allerdings nicht.