Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) will sich nach 14 Jahren im Amt zurückziehen. ÖVP-Parteikreise bestätigten der APA am Sonntagabend einen Bericht der Online-Ausgabe der "Tiroler Tageszeitung". Die für 2023 angesetzte Landtagswahl soll auf Herbst vorverlegt werden. Bis dahin will Platter offenbar im Amt bleiben.

Beim Landesparteivorstand am Montag will Platter den Parteigranden Wirtschaftslandesrat Anton Mattle als seinen Nachfolger vorschlagen. Die Volkspartei will somit mit dem ehemaligen Bürgermeister von Galtür in die Wahl gehen. Der 59-Jährige war erst im vergangenen Jahr in die Landesregierung berufen worden. Nach dem Landesparteivorstand wird Platter in der Innsbrucker Villa Blanka um 12.30 Uhr vor die Presse treten.

Neuwahl im September oder Oktober?

Die Personalie will die ÖVP dann ebenfalls am Montag um 12:30 in einer Pressekonferenz nach dem Parteivorstand bekannt geben, hieß es. Für eine avisierte Neuwahl im September oder Oktober wäre noch vor dem Sommer ein Landtagsbeschluss erforderlich. Die nächsten regulären Landtagssitzungen finden Anfang Juli statt.

Der Schritt Platters dürfte auch für die Bundespartei überraschend gekommen sein. Auf APA-Anfrage gab es Sonntagabend vorerst keine Reaktion. In den vergangenen Monaten hat es immer wieder vereinzelte Spekulationen über eine vorgezogene Wahl gegeben. Diese wurden von Platter und den Seinen allerdings stets dementiert, zuletzt diese Woche von Bildungslandesrätin Beate Palfrader, einer engen Vertrauten des Landeschefs, im APA-Interview.

Regierungsumbildung im Vorjahr

Im Falle einer Neuwahl war zudem davon ausgegangen worden, dass Platter selbst in die Offensive gehen und erneut als Spitzenkandidat kandidieren wird. Im vergangenen Jahr hatte der frühere Innen- und Verteidigungsminister im Zuge einer Regierungsumbildung erklärt, noch einmal für die ÖVP als Frontmann die Wahl zu schlagen.

Ein Umdenken in Platters Überlegungen dürften einerseits wohl die personellen Rochaden beim Koalitionspartner Grüne und vor allem interne, konstant schlechte Umfragewerte gegeben haben.

Der ruhige "Toni" soll Platters Erbe antreten

Wer ist Platters Nachfolger? Der 59-jährige Anton Mattle wird auch über Parteigrenzen hinweg geschätzt. Platter hatte Mattle stets höchsten Tönen gelobt und unter anderem als "Mann mit klarer Wertehaltung" beschrieben. Nun will er ihn Kraft seiner noch vorhandenen Autorität als Landeshauptmann und Parteichef bei den Parteigranden "durchdrücken", den Staffelstab übergeben und somit auch sein politisches Erbe über die Ziellinie retten. Und gleichzeitig unliebsame Konkurrenten wie Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser verhindern. Es dürfte wohl vorerst gelingen. Ob Mattle bei der Landtagswahl reüssieren, eine Langzeitlösung oder durch nur Übergangskandidat wird, bleibt abzuwarten. 

Der designierte Nachfolger Platters wurde 1963 in Zams - Platters Heimat - geboren. Viele Österreicher lernten ihn bereits 1999 aus dem Fernseher kennen, als er bei der Lawinenkatastrophe in Galtür als Bürgermeister auftrat und die mehrere Tage andauernde Ausnahmesituation organisierte. Ein Ereignis, das für Mattle nach wie vor sehr prägend ist, wie er anlässlich des 20. Jahrestages sagte. Als die mächtige Staublawine ins Dorf hereinbrach, war Mattle bereits seit sieben Jahren Ortschef. Sechs Jahre zuvor, 1986 wurde er mit nur 23 Jahren zum Vizebürgermeister der kleinen Gemeinde im Tiroler Paznauntal gewählt.

Ausgebildeter Radio- und Fernsehtechniker 

Im Jahr 2003 wagte Mattle, der 1989 die Meisterprüfung in Radio-und Fernsehtechnik abgelegt hatte, schließlich den Sprung in die Landespolitik. Seither war er Mitglied des Tiroler Landtages, zehn Jahre später wurde er erster Landtagsvizepräsident. Mattle wurde für seine ruhige Vorsitzführung auch über die Parteigrenzen hinweg geachtet. Dies wurde nach der Landtagswahl 2018 bestätigt, nachdem er von 35 der 36 Mandatare erneut zum Vize gekürt wurde. Bei ebenjener Landtagswahl ging er auch als "Vorzugsstimmenkaiser" hervor, in seinem Wahlkreis Landeck holte er 8012 persönliche Kreuzerl.

Neben seiner politischen Arbeit fungierte Mattle als Geschäftsführer seiner Firma Elektro Mattle und Geschäftsführer des Alpinarium Galtür, einem "Ausstellungs- und Dokumentationszentrum zum Leben im hochalpinen Raum". Zudem ist der 59-Jährige, stellvertretender Landesleiter der Bergrettung Tirol. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Grüne gehen mit Gebi Mair ins Rennen

Die Grünen hatten erst am Samstag eine wichtige Weichenstellung vollzogen. Klubobmann Gebi Mair wurde bei einer Landesversammlung zum Landtagswahl-Spitzenkandidaten gekürt. Er gewann gegen Soziallandesrätin Gabriele Fischer, die für einen eher konzilianten und sachlicheren Kurs gegenüber dem Koalitionspartner steht. Auch inhaltlich und atmosphärisch taten sich zuletzt etliche Gräben auf. Etwa nach einem grünen Vorstoß für eine generelle Temporeduktion auf den Straßen. Eine entsprechende Stellungnahme zur StVO-Novelle war offenbar mit der ÖVP nicht abgestimmt.

Mair zeigte sich Sonntagabend vom Schritt Platters "nicht überrascht", wie er auf Twitter erklärte. Er habe bei seiner Rede auf der grünen Landesversammlung am Samstag "bewusst die Stabilität in den Mittelpunkt" gestellt. Stabile politische Verhältnisse, das Vorantreiben der Energiewende, der Kampf gegen die Teuerung und für Transparenz seien gerade das "um und auf" - "und das erwarten sich die Tiroler*innen zu recht". "Selbst dann, wenn in der ÖVP gerade viele Vorgänge mit unbekanntem Ausgang stattfinden. Ich führe dazu aktuell Gespräche mit den Parteien", schloss Mair.