Am Freitag wird Karl Mahrer wohl zum neuen Chef der Wiener Volkspartei gewählt. Der 67-Jährige folgt Ex-Finanzminister Gernot Blümel und will auch bei der Digitalisierung mitmachen. So prophezeit der frühere Sicherheitssprecher der ÖVP in der heutigen "Kronen Zeitung": "Homeoffice wird nach Corona bleiben." Einfach sei das aber nicht, denn "daheim sind die Kinder, daheim ist die Frau, manchmal ist der Wohnzimmertisch voll, weil dort der Kuchen gebacken wird. Da kann man nicht arbeiten".

Auf den sozialen Netzwerken wurde der nichtamtsführende Stadtrat der Hauptstadt prompt gerügt. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter wurde etwa hinterfragt, wer auf dem Wohnzimmertisch Kuchen backe – und welches Weltbild einer solchen Aussage zugrunde liegt.

"Reine Zuspitzung" – auf Band

Es handle sich dabei um eine "reine Zuspitzung, die von mir zu keinem Zeitpunkt – in der Form, wie es aktuell zum Großteil interpretiert wird – getroffen wurde", in seinem bisher ersten Tweet. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich einen großen Abstand vor solch traditionell und weit überholten Rollenbildern pflege", hielt der Chef der Wiener Volkspartei fest.

Bloß: Das stimmt nicht, hielt der zuständige Redakteur entgegen. Die Aussage sei genau so gefallen, er habe sie auf Band, versicherte Michael Pommer. So hielt Mahrer vor dem morgigen Parteitag fest: "Während andere sich aufschaukeln und bewusst falsch interpretieren – essen wir Kuchen."

FPÖ vermutet illegalen Inseraten-Deal

Zu gemütlich dürfte es für Mahrer in nächster Zeit aber nicht werden: Die FPÖ kündigte an, eine Sachverhaltsdarstellung gegen den früheren Vizepräsidenten der Landespolizeidirektion Wien einzubringen. In dieser Rolle hatte Mahrer 2016 mit dem damaligen Kabinettschef im Innenministerium, Michael Kloibmüller, zum Magazin "Österreich Sicher" gechattet: "Vollen redaktionellen Einfluss" habe Mahrer als Gegenleistung für Inserate versprochen, sagte der blaue Fraktionsführer im ÖVP-U-Ausschuss, Christian Hafenecker heute.

Allein 2016 habe das Innenministerium in einer einzigen Ausgabe 63.000 Euro inseriert. Die Chats würden zeigen, "dass wieder einmal Steuergeld umgeleitet wurde, um schwarzen Parteigängern Publicity zu verschaffen", so Hafenecker.