Das Jahr 2021 hat politisch doch ein paar neue Köpfe gebracht, mit deren Aufstieg vorher keiner gerechnet hätte, wenn man etwa an Wolfgang Mückstein (Grüne) oder Martin Polaschek (ÖVP) denkt. Ob 2022 da mithalten kann, wird sich weisen. Immerhin könnte Österreich ein neues Staatsoberhaupt bekommen, sollte Amtsinhaber Alexander Van der Bellen auf eine Wiederkandidatur verzichten oder der Konkurrenz unterliegen.

Ob Van der Bellen überhaupt chancenreiche Gegenkandidaten bekäme, ist unsicher. Denn fast alle Parteien liebäugeln damit, den Amtsinhaber zu unterstützen. Lässt es Van der Bellen doch bleiben, ist der Kreis der Anwärter groß und geht von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) über die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), den dann möglicherweise doch überlegenden Dritten Präsidenten Norbert Hofer (FPÖ) bis hin zu Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Und auch die ÖVP würde wohl aus ihrem großen Fundus an Alt-Politikern eine Persönlichkeit aus dem Hut zaubern.

ÖVP-Stimmen für VdB

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) wünscht sichjedenfalls, dass Alexander Van der Bellen - sofern er sich für ein Antreten entscheidet - auch nach der Wahl im April 2022 Bundespräsident bleibt. "Ich werde Van der Bellen unterstützen. Ich glaube, bei ihm spürt man die Tiroler Mentalität", sagte er zur "Tiroler Tageszeitung" (Samstags-Ausgabe). Er wolle dies auch seiner Partei "empfehlen". Zudem sah er nach den Turbulenzen auf Bundesebene keine Neuwahlen im Anrollen.

Van der Bellen sei gerade in Zeiten der Krise "der Ruhige und der Richtige", argumentierte Platter in der "TT". Auch ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka hatte sich bereits im Sommer für eine Unterstützung des amtierenden Bundespräsidenten ausgesprochen und einer eigenen Kandidatur eine Absage erteilt.

Die Neuen in ÖBAG und ORF

Andere Weichen für 2022 sind längst gestellt, etwa bei der staatlichen Beteiligungsholding ÖBAG. Dort übernimmt Edith Hlawati im Februar als Alleinvorständin das Zepter.

Nach der Ära Wrabetz einen personellen Neustart gibt es kommendes Jahr im ORF. Roland Weißmann wird neuer Generaldirektor mit jeder Menge neuer Direktorinnen und Direktoren an seiner Seite, von Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz bis zu Radiodirektorin Ingrid Thurnher.

Wechsel in LH-Konferenz

Seit Corona wieder noch mehr als die Jahre davor an Bedeutung gewonnen hat die Landeshauptleute-Konferenz. Im ersten Halbjahr wird der Vorarlberger Markus Wallner (ÖVP) als deren Sprachrohr dienen, ab Juli folgt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Der Bundesrat hat mit Christine Schwarz-Fuchs von Jänner bis inklusive Juni eine Präsidentin aus Vorarlberg. Wen Wien in der zweiten Jahreshälfte mit der Aufgabe betraut, steht noch nicht fest.

Karl Nehammer ist zwar bereits Kanzler und Defacto-ÖVP-Chef. Eine formelle Wahl dazu wird es aber auch brauchen, und die dürfte im Frühling oder Sommer stattfinden. Interessant könnte noch werden, wen sich Nehammer als Stellvertreter holt. Die Wahl der Parteispitze steht auch bei den Grünen an. Dass es da ein neues Gesicht gibt, ist eher unwahrscheinlich. Vizekanzler Werner Kogler hat bereits seine Wiederkandidatur angekündigt.

Mittlerweile langjähriger Usus ist der Wechsel an der Spitze der Hochschülerschaft zur Halbzeit der jeweiligen Funktionsperiode. Im Laufe des Jahres wird Kaya Gerber von der GRAS den ÖH-Vorsitz erklimmen.

Bleibt noch eine große offene Personalfrage: Kardinal Christoph Schönborn harrt seiner Pensionierung als Wiener Erzbischof, die er bereits vor fast zwei Jahren eingereicht hat. Ob der Vatikan 2022 seinen Ruf erhört, weiß man dort möglicherweise selbst noch nicht.