Aufhorchen ließ der frühere Gesundheitsminister Rudolf Anschober, der sich in der ORF-Sendung "Klartext" erstmals seit dem Rücktritt zur Corona-Lage zu Wort gemeldet hat. "Wir werden sechs Monaten vor uns haben, die schwierig werden." Das einzige Gegenmittel sei, dass die Impfquote erhöht werde. Nach italienischem Vorbild sollte die 3-G-Regel am Arbeitsplatz eingeführt werden. Leise Kritik übte Anschober am Bundeskanzler, der kürzlich meinte, die Pandemie sei für Geimpfte vorbei. "Es ist für Geimpfte nicht vorbei. Wenn ich als Geimpfter in die Intensivstation komme, aber kein Platz vorhanden ist, betrifft es mich auch." Anschober unterstrich, dass er während der Pandemie ganz bewusst keinen internen Konflikt nach außen getragen habe.

"Kahr tut, was sie verspricht"

Breiten Raum nahm in der Sendung der überraschende Triumph der KPÖ in der steirischen Landeshauptstadt ein. "Die Grazerinnen und Grazer haben nicht die KPÖ, sondern Elke Kahr" am letzten Sonntag gewählt, erklärt die ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard Griss.  "Kahr tut, was sie verspricht, und ist dadurch glaubwürdig." ÖVP-Bürgermeister Sigi Nagl habe zwar in der Vergangenheit viel Positives gemacht, die Wohnungssituation in Graz sei ein "echtes Dilemma." Und: "In Graz werden in der Stadt Villen niedergerissen, um Wohnhäuser zu errichten, gleichzeitig stehen viele Wohnungen leer, weil sie nur der Geldanlage dienen." Ex-ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner führt das Grazer Ergebnis auch auf die Wohnungssituation zurück. "In Graz hat man die Anliegen der Bürger nicht wahrgenommen."

Hält die Koalition?

Einig waren sich Mitterlehner und Anschober, dass die Koalition fünf Jahre halten dürfte, die Ökologie der eigentliche Knackpunkt sei. Griss meinte, eine neue Flüchtlingswelle könnte das Aus bedeuten.