Vor einem Jahr wurde der Beschluss dazu gefasst, jetzt sind die Verhandlungen durch die Finanzprokuratur abgeschlossen: Die Republik Österreich kauft das Gelände, auf dem während des Nationalsozialismus das Konzentrationslager Gusen betrieben wurde.

„76 Jahre nach der Befreiung Österreichs von den Nationalsozialisten setzt die Österreichische Bundesregierung mit dem Ankauf von Liegenschaften des ehemaligen KZ Gusen ein sichtbares Zeichen der Erinnerung“, sagte der für die Gedenkstätten zuständige Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Er besuchte am Dienstag am Vorabend des Befreiungstages des ehemaligen Konzentrationslagers die Gedenkstätte Gusen in Oberösterreich.

"Spät aber doch"

Erworben werden der Eingang zum Stollensystem Bergkristall in St. Georgen sowie den beiden SS-Verwaltungsbaracken, der Schotterbrecher und der Appellplatz in Langenstein. Damit nehme Österreich die historische Verantwortung wahr und setze einen weiteren Schritt in Richtung Erweiterung der bestehenden Gedenkstätte, so Nehammer.

Bei der Kranzniederlegung am Dienstag waren neben der Wirtschaftsminiserin Margarete Schramböck (ÖVP) und dem Landeshauptmann von Oberösterreich, Thomas Stelzer (ÖVP) und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, auch die Botschafter des Staates Israel, der Vereinigten Staaten, der Republik Frankreich und Polens, sowie Luxemburgs anwesend.

Größtes Konzentrationslager Österreichs

Gusen war ein Außenlager des KZ Mauthausen, das am 5. Mai 1945 von US-Truppen befreit wurde. Insgesamt waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern an die 200.000 Menschen inhaftiert, etwa die Hälfte davon überlebte nicht. Allein in Gusen waren zum Zeitpunkt der Befreiung rund 20.000 Häftlinge interniert, 35.000 Menschen wurden dort binnen weniger Jahre ermordet. Im Unterschied zum KZ Mauthausen geriet es nach 1945 innerhalb kurzer Zeit in Vergessenheit. Auf Initiative von Überlebenden wurde dort später eine Gedenkstätte errichtet, die mittlerweile von der Bundesanstalt Mauthausen Memorial betreut wird.

„Gusen bedeutete Vernichtung. Wer hierher kam, hatte kaum Überlebenschancen. Diese Verbrechen können niemals wiedergutgemacht werden. Jahrzehntelang wurden die Gräuel negiert, jetzt endlich wird ein wichtiger Akzent in der kurzen Aufarbeitungsgeschichte gesetzt", sagt Oskar Deutsch: "Spät, aber doch nimmt die Republik ihre Verantwortung wahr und ehrt mit dem Sichtbarmachen und dem Gedenken nicht nur die Toten, sondern dient allen nachkommenden Generationen."