Was macht der ehemals mächtigste Mann der österreichischen Innenpolitik nach seinem Rückzug aus der Politik? „Wir tun das, was wir über 40 Jahre nicht tun konnten: Reisen, intensiv mit der Familie zusammen sein, endlich die Enkelkinder genießen“, sagt Erwin Pröll, Premierengast von „Auf ein Glas mit“, des neuen Talk-Formats auf kleinezeitung,at.

Fast könnte man dem langjährigen Landeshauptmann und Schatten-ÖVP-Chef glauben, dass er mit dem politischen Leben abgeschlossen hat. Wenn der 73-Jährige darüber spricht, wie er mit seiner Enkelin in einem Meer von Teenagern ein Alan Walker-Konzert besucht oder von gemeinsamen jährlichen Ausflügen in die Südsteiermark.

Aber nur fast. Denn Pröll spricht genauso davon, dass er Kontakt mit aktiven Politikern pflegt – mit Bundeskanzler Sebastian Kurz etwa, dem der Altlandeshauptmann erst vor wenigen Tagen ein Gespräch mit Hermann Nitsch vermittelt hatte – ein Bild des von Pröll verteidigten Künstlers ziert seither das Bundeskanzleramt.

Bei solchen Gesprächen sei auch klar, dass sich einer wie Pröll nicht der Kurz’schen Kommunikationsmaschinerie unterordnet: „Für mich heißt Message Control, auf mein eigenes Gewissen zu hören“, sagt der Ex-Politiker, angesprochen auf das unter Kurz übliche Glattstreifen aller Botschaften; dass das mit Pröll nicht funktioniert, sei der ÖVP bereits bewusst geworden, als er sich gemeinsam mit vielen anderen öffentlich gegen die Abschiebung von Lehrlingen eingesetzt hatte: „Ich bin von Parteifreunden gescholten worden“, erinnert sich Pröll – aber auch hier habe er sich an seine Maxime gehalten: „Bei Dingen, die künftigen Generationen Segen bringen werden, ist es Aufgabe eines Politikers, aufzustehen.“