Bei dem verhafteten Verdächtigen handelt es sich um einen aktiven Polizisten, seines Zeichens auch FPÖ-Bezirksrat in Wien-Ottakring. Er soll hinter der Anzeige wegen der Spesenabrechnungen von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache stehen und sich auch als Informant an der Organisation der Falle auf Ibiza beteiligt haben.

Bemerkenswert: Der Mann war Strache bis zuletzt noch nahe. Aus einer Anfragebeantwortung an den heutigen Sport- und Finanzminister Eduard Müller geht hervor, dass der nunmehr verhaftete "Sicherheitsreferent" Strache und den FPÖ-EU-Kandidaten Harald Vilimsky Anfang Mai auch noch auf einer Reise zu Ungarns Ministerpräsident Victor Orban begleitet hat.

Einstimmiger Parteiausschluss

Der Vorstand der Wiener FPÖ hat am Dienstag einstimmig den Parteiausschluss des ehemaligen Personenschützers von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beschlossen. Neben den strafrechtlichen Ermittlungen der Behörden werde die interne Sonderprüfung zu den anonym erhobenen Vorwürfen "selbstverständlich gründlichst" fortgeführt, hieß es. Schon am Nachmittag war der Link zu seinem persönlichen Profil von der Website der Bezirkspartei verschwunden.

Der ehemalige Leibwächter steht seit geraumer Zeit im Visier der Ermittler. In der Nacht auf heute wurde er nun  verhaftet - eine Bestätigung der Staatsanwaltschaft steht "wegen laufender Ermittlungen" noch aus. Der Fahrer und enge Vertraute von Strache soll laut "Presse" 2014 trotz schwerer Krankheit von Strache fallen gelassen worden sein.

Belastendes Material zu Spesen

Seit Jahren sammelt der nun verhaftete Ex-Bodyguard offenbar belastendes Material über Strache. So auch die üppigen Spesenabrechnungen, die nun zu Ermittlungen wegen Untreue gegen den Ex-Vizekanzler geführt haben. Bereits im Jahr 2015 habe er sein Material weitergeben wollen, verlangte aber Geld dafür. Das sei für die Staatsanwaltschaft ein Deal gewesen, auf den sie sich nicht einlassen habe können. Aber jedenfalls ist der Mann offenbar seither amtsbekannt. Er könnte seinerzeit selbst bei falschen Spesenabrechnungen mitgewirkt haben.

Angezeigt wurde laut "Mittagsjournal" neben Strache auch die FPÖ. Es bestehe der Verdacht, dass sich Strache und andere Personen Privatausgaben durch die FPÖ bezahlen ließen, unter Missbrauch ihrer Befugnisse als Machthaber. Außerdem habe es laut Anzeige verbotene Zuwendungen von Dritten gegeben.

Hintermänner der Ibiza-Affäre

Ein wesentlicher Teil der Ermittlungen der Soko Ibiza konzentriert sich indes darauf, die Hintermänner der Ibiza-Affäre zu enttarnen. Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war auf der Ferieninsel Ibiza in eine Falle gelockt worden: Eine vermeintliche Oligarchin winkte mit Investitionen, Strache und Ex-Klubobmann Johann Gudenus verstrickten sich in allerlei Absichtserklärungen in Bezug auf Zugeständnisse in Zusammenhang mit Investitionen bis hin zur "feindlichen" Übernahme der Kronen-Zeitung. Das Treffen wurde heimlich gefilmt. Die Affäre führte zum Rücktritt Straches, zur Ausrufung von Neuwahlen und zur Abwahl auch von Kanzler Sebastian Kurz im Parlament.

Im Vorfeld muss es Leute im direkten Umfeld von Heinz-Christian Strache gegeben haben, die den Initiatoren des Videos Details über sein höchstpersönliches Lebensumfeld verrieten. Unter Verdacht steht unter anderem wiederum der ehemalige Leibwächter, der nun verhaftet wurde.

Rechnungen und Fotos

Zu einem früheren Zeitpunkt war berichtet worden, dass der Leibwächter mehrfach mit dem Wiener Anwalt M. zusammengearbeitet hatte, der im Verdacht steht, für die Produktion des Videos verantwortlich zu sein. Zumindest ist er mit den Hintermännern des Ibiza-Videos bekannt. Aus dem Umfeld dieser Hintermänner stammt nun angeblich auch die anonyme Anzeige, die zur Überprüfung der Stracheschen Spesenabrechnungen geführt hat.

Unklar ist, was zur Verhaftung des Mannes geführt hat. Um ca. 23.30 Uhr soll eine Hausdurchsuchung bei ihm stattgefunden haben, offenbar im Bemühen, das gesamte Material zu sichern. Rechnungen, die darin aufgelistet sind, sollen systematische Veruntreuung im Parteiapparat der Freiheitlichen belegen. Außerdem sind der Anzeige laut Bericht im Ö-1-Mittagsjournal Fotos beigelegt, auf denen in einer Sporttasche sowohl Kleidung als auch eine größere Menge Bargeld zu sehen ist. 

Strache selbst sagt zu den jüngsten Vorwürfen rund um seine Spesenabrechnungen, da sei nichts dran. Er ortet "eine weitere gezielte Schmutzkübelkampagne" gegen ihn und seine Familie.