Ganztagsschulen sollen im Land ausgebaut werden. Hinter dieser von der Regierung verfolgten Maßnahme steht die Hoffnung, benachteiligte Kinder besser zu fördern. Doch wie der nationale Bildungsbericht zeigt, erfüllt sich diese Hoffnung derzeit noch nicht - bzw. scheint die Maßnahme diesem Vorhaben entgegen zu stehen. Denn aktuell nutzen vorrangig Kinder von gut gebildeten und gut verdienenden Eltern dieses Angebot - und eben nicht jene, für die die Ganztagsschule gedacht war.
Aktuell wird die schulische Nachmittagsbetreuung von 17 Prozent in Anspruch genommen, vor allem in Wien und im Burgenland wird das Angebot besonders intensiv genutzt. Ab 2020 will Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) den Ausbau der Ganztagsschulen regeln - und plant weniger Plätze ein als ursprünglich vorgesehen waren.
"Jene, für die es gedacht war, gehen seltener"
Dass das Angebot vor allem von gut situierten Familien in Anspruch genommen wird, erklärt sich Faßmann im Interview mit "Ö1" damit, dass vor allem jene Familien auf diese Möglichkeit zugreifen, in denen beide Elternteile berufstätig sind. "Jene Schüler, für die es gedacht war, gehen seltener." Denn "letztlich ist es eine freie Entscheidung der Erziehungsberechtigten."
Eine Bevorzugung bei der Vergabe an Ganztagsplätzen könne sich der Minister jedoch für Familien vorstellen, in denen nur ein Elternteil berufstätig ist. Wien favorisiere aktuell Familien mit zwei berufstätigen Eltern, "ich glaube, sowas sollte man zurücknehmen", so Faßmann.
In den kommenden Jahren will der Minister eine 40-Prozent-Betreuungsquote erreichen. Von einer möglichen Verpflichtung halte er jedoch nichts. "Bei der Wahlfreiheit soll es bleiben."