Wenn am heutigen Sonntag die Stadt Salzburg ihren Bürgermeister wählt – zur Stichwahl stehen Amtsinhaber Harald Preuner von der ÖVP (41,3 Prozent im ersten Wahlgang) und Bernhard Auinger von der SPÖ (30,7 Prozent) –, geht es zumindest auf einer symbolischen Ebene auch um viel mehr: darum, welche Partei in den wichtigsten Städten der Republik an der Spitze steht.

Für die SPÖ – ihrer Geschichte und ihrem Selbstverständnis nach seit jeher eine Partei, deren Stärke in den Städten liegt – war schon die Gemeinderatswahl am 10. März ein herber Rückschlag: Zum ersten Mal seit 1945 ist sie nicht mehr die stärkste Fraktion im Salzburger Gemeinderat. Verlöre sie nun auch deutlich den Bürgermeistersessel – Preuners Nachfolge des wegen eines Finanzskandals zurückgetretenen Heinz Schaden (SPÖ) war 2017 nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 294 Stimmen (50,3 Prozent) abgesichert –, stünde die traditionell ländlich geprägte ÖVP ihr gegenüber gleich auf gleich an Bürgermeistern in den Landeshauptstädten.

Salzburg ausgenommen, hält die Volkspartei derzeit drei dieser Bürgermeistersessel: in Graz, Eisenstadt und Bregenz, wo die VP jeweils auch die stärkste Fraktion im Gemeinderat stellt. Die SPÖ liegt dagegen derzeit in vier Hauptstädten vorne: in Klagenfurt, Linz, St. Pölten und Wien. Ein Sonderfall ist Innsbruck, wo seit dem Vorjahr zum ersten Mal in der Geschichte die Grünen stärkste Gemeinderatsfraktion (wenn auch in einem bürgerlich dominierten Gemeinderat) wurden und mit Georg Willi auch den Bürgermeister stellen.

Der Unterschied zwischen Stadt und Land

Auch wenn für Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen natürlich vor allem lokale Themen den Ausschlag geben, hat der Kampf um die Städte noch eine andere Komponente, nämlich ein signifikant unterschiedliches Wahlverhalten vom Rest des Landes. Hätten bei der Nationalratswahl 2017 etwa nur die drei Großstädte gewählt – Graz, Wien und Linz – wäre die SPÖ mit 33,3 Prozent klar Erste geworden – vor der FPÖ mit 23,1 Prozent und türkis abgeschlagen auf Platz 3 mit 22, 4 Prozent. Sowohl Neos (6,2), Liste Pilz (6,8) und Grüne (5,3) wären deutlich über ihren gesamtösterreichischen Ergebnissen gelegen. „Ein noch ausgeprägteres Stadt-Land-Gefälle haben wir nur bei der Bundespräsidentenwahl gehabt“, erklärte damals Wahlforscher Franz Sommer von der Arge Wahlen.

Ein Effekt, der allerdings zusammenschmilzt, je kleiner die Städte werden. In den städtischen Gemeinden und Vorstädten – der Kategorie, in die auch die meisten Landeshauptstädte fallen – waren die drei mittelgroßen Parteien bei der Nationalratswahl im Durchschnitt praktisch gleich: Auf die ÖVP entfielen in dieser Größenkategorie 29,1 auf SPÖ und FPÖ jeweils genau 28 Prozent.