In Niederösterreich werden rund 400 zusätzliche Ausbildungsplätze im Pflegebereich geschaffen. Mehr Bedarf gebe es sowohl beim diplomierten Personal als auch bei Pflegefach- und Pflegeassistenz, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Das Arbeitsmarktservice (AMS) stellt 3,8 Millionen Euro zur Verfügung, das Land 3,5 Millionen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung ist im Steigen und liegt in Niederösterreich bei 81,5 Jahren, damit erhöht sich auch der Pflegebedarf. In diesem Bereich mangle es an qualifizierten Arbeitskräften, hieß es. Eine umfassende Erhebung habe einen Bedarf von 1.400 Ausbildungsplätzen ergeben, berichtete Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP), Vorsitzender des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS). Insgesamt wird nun die Zahl an jährlichen Ausbildungsplätzen von derzeit 1.000 um rund 400 aufgestockt.

In der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege werde die Zahl der Bachelor-Studienplätze von 222 um 78 erhöht, sodass ab Herbst insgesamt 300 Studierende an den Fachhochschulen Krems, St. Pölten und Wiener Neustadt beginnen können. Die Zahl der Ausbildungsplätze für Pflegefachassistenz wird um 168 auf 350 erhöht, für Pflegeassistenz von derzeit 402 um 140. Um den Mehrbedarf abzudecken, soll im Frühjahr die arbeitsplatznahe Qualifizierung (Aqua) starten. In landwirtschaftlichen Fachschulen wird ab Herbst die Ausbildung zur Heimhilfe angeboten, an vier Standorten auch die Ausbildung zur Pflegeassistenz, informierte Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) in St. Pölten.

Bedarf steigt stetig

"Der Bedarf an Fachkräften im Pflegebereich nimmt zu", sagte AMS NÖ-Geschäftsführer Sven Hergovich. Bisher hat das AMS im Bundesland 645 Ausbildungen pro Jahr für Arbeitslose finanziert, heuer steigt die Zahl auf 1.045. Das AMS übernimmt währenddessen die Kosten für die Existenzsicherung. Man werde die Ausbildungsplätze heuer voll besetzen, sagte Hergovich.

"Die Suche nach qualifiziertem Pflegepersonal wird zunehmend schwieriger", teilte die Caritas indes am Mittwoch in einer Aussendung mit. Gesucht werden Heimhilfen, diplomierte Gesundheits-und Krankenpfleger, Fachsozialbetreuer und Pflegeassistenten. "Nur wenn wir auch ausreichend Personal finden, können wir unser Angebot der Nachfrage entsprechend ausbauen", sagten Caritas-Präsident Michael Landau und Hannes Ziselsberger, Caritas-Direktor der Diözese St. Pölten.

2018 betreutne die Mitarbeiter der Caritas in Niederösterreich in den 57 Sozialstationen 8.791 Kunden und leisteten in Summe 1,028 Millionen Einsatzstunden. "Die demografische Entwicklung wird dazu führen, dass auch der Pflegebedarf weiter steigen wird und damit etwa auch die demenziellen Erkrankungen", wurde mitgeteilt. In Niederösterreich sind demnach 22.000 Menschen von Demenz betroffen, bis zum Jahr 2050 werde sich diese Zahl verdoppeln.

In Bezug auf bestehende Sicherstellungen im Grundbuch nach Abschaffung des Pflegeregresses wurde die Novellierung des Sozialhilfegesetzes in der Landtagssitzung im Dezember beschlossen. Ab kommender Woche können Niederösterreicher bei den Bezirksgerichten nun die Löschung des Eintrags im Grundbuch beantragen, kündigte Teschl-Hofmeister an.

SPÖ hätte sich Gespräche gewünscht

Die SPÖ Niederösterreich begrüßte in einer Aussendung die Ausbildungsoffensive in der Pflege, hätte sich jedoch Gespräche vorab gewünscht. Klubobmann Reinhard Hundsmüller zeigte sich daher "enttäuscht" darüber, dass auf die Meinungen und Ideen der Sozialdemokraten im Landtag "kein Wert gelegt" werde.

Ein Paket via Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorzustellen und dann dem Regierungspartner zum Beschluss vorzulegen, "entspricht nicht dem Verständnis des 'Miteinanders' der SPÖ NÖ", fügte der Klubchef hinzu. "Schade, dass wieder eine Chance vertan wurde, um gemeinsam für das Bundesland Niederösterreich ein ganzheitliches Konzept im Bereich der Pflege auf die Beine zu stellen", ergänzte Gesundheitssprecherin LAbg. Karin Scheele. Das Berufsfeld im Pflegebereich attraktiver zu gestalten, bleibe das Gebot der Stunde.