Wahlkampf, zu Mittag trat er in Leoben auf. Dann folgte Knittelfeld: Dort, konkret im Kulturhaus wurde im Jahr 2002 von FPÖ-Rebellen die VP-FP-Koalition mit Wolfgang Schüssel und Susanne Riess-Passer in die Luft gesprengt. Jörg Haider machte in der Folge aus der Partei eine "Bewegung", das BZÖ.

Heinz Christian Strache, Chef der FPÖ und deren Spitzenkandidat 2017, stellte sich im Wahlsalon den Fragen von Innenpolitikerin Claudia Gigler wie auch der "Jungen Jury": Wieder haben sich zehn junge Leute aus der Steiermark und zehn aus Kärnten gemeldet, die uns im Wahlkampf begleitet.

Die Kindheit und die Gage

Zum Start stellten die "Jungen Juroren" Lorenz Tripp (18, Hart/Graz, Student) und Christian Steinwender (19, Weißkirchen, Student) die Fragen. Also: War Straches Kindheit schwer, der Vater verließ die Familie früh?

Strache erinnerte sich: "Für ein kleines Kind war das schwer; die Bilder bleiben einem im Kopf. Aber dank meiner Mutter habe ich eine schöne Kindheit gehabt. Aus dem Wenigen hat sie das Bestmögliche gemacht". Und der Kontakt zum Vater? "Habe ich schon gesucht." Aber eine intensivere Beziehung "hat nicht sein sollen."

Neue Frage: Als Klubobmann mit 15.000 Euro Gehalt - ist es nicht dann scheinheilig gegen "Die da oben" zu wettern?
"Nein. Ich habe gearbeitet und gekämpft, im Internat gewohnt, war Lehrling. Außerdem sind es bei mir 6700 Euro netto. Das ist viel, aber ich habe auch ein Berufsverbot als Klubobmann."

Und: Strache ist ja gegen die Erbschaftssteuer, für Steuersenkungen: Ist die FP auch deshalb so attraktiv für Unternehmer und Selbstständige?
Strache: "Wir haben doch eine Reichensteuer von bis zu 55 %. Dann noch eine Erbschaftssteuer, das ist nicht fair."

Knittelfeld im Rückspiegel

Der bitterste Moment, sagte Strache über seine Politiklaufbahn, waren die Erlebnisse damals in Knittelfeld: "Jeder gegen jeden in der Partei." Anderseits: "Die Basis konnte zeigen, die Parteispitze davonzujagen, wenn sie die eigene Politik verrät". Haider gründete infolge das BZÖ.

Dass Robert Lugar (einst BZÖ) nun wieder bei der FPÖ sei, erklärte der FP-Chef so: "Er war ja kein Mandatsräuber, sondern ein Fan vom Haider. Dann wollte er wieder zu uns, aber mir fehlte das Vertrauen."
Das sei später wieder entstanden: Lugar habe auch beim Team Stronach gleiche Positionen verfolgt wie die FP.

Was Strache nach der Wahl anders als Haider machen würde? "Nur in Verhandlungen gehen, wenn man seine Politik wiederfindet." Es war auch ein Fehler, dass "der Zweite den Dritten zum Ersten gemacht hat".
Und ein "Fehler, dass der Parteichef nicht in der Regierung gesessen ist".

Der Livestream zum Nachschauen:

Das Motto: Heimat

"Mitten drin in der Heimat" war das Motto dieses Salons. Als Gast vor Ort warFred Ohenhen, Experte für interkulturelle Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen, in Knittelfeld.

Wo für den Politiker Heimat ist? "Dort, wo meine Familie ist. Wo ich zur Welt gekommen bin", skizzierte Strache.
"Für mich ist es Graz und Nigeria, ich habe sozusagen zwei Heimaten", zitierte Ohenhen Arnold Schwarzenegger.

"Was tut ihre Partei für die Integration?", wollte er dann wissen. Strache meinte: "Es ist in der Regel eine Bringschuld für den, der hier leben darf." Freilich muss es Möglichkeiten geben, Deutsch zu lernen etc. Das derzeitige System (Stichwort Mindestsicherung) lehne er aber strikt ab. Außerdem sei das Versagen der EU beim Schutz der Außengrenzen groß. 

"Es braucht Menschen, die einen nicht als Problem sehen", konterte Ohenhen. Er schilderte, erst Freunde hätten ihm gezeigt, wie das in Österreich läuft. Denn vieles "was ich bis 24 gelernt habe, war in Österreich ganz umgekehrt".

Strache betonte, er werfe niemanden in einen Topf, es würde Anständige geben, egal welcher Religion und Herkunft, und jene, die dies nicht sind.

Fred Ohenhen leistet  Interkulturelle Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen und arbeitet auch mit der Polizei, er ist Autor des Buches "Ein Leben, zwei Welten".
Fred Ohenhen leistet Interkulturelle Bildungsarbeit in Kindergärten und Schulen und arbeitet auch mit der Polizei, er ist Autor des Buches "Ein Leben, zwei Welten". © Clio-Verlag

Warum hat die FPÖ dann "EU-Bauer" Manfred Tisal eingeladen, der über Flüchtlinge "als politisch legitimierte Sozialschmarotzer" geschrieben hat?

Strache sah "die Meinungsfreiheit in Gefahr", wenn "nach so etwas ein Shitstorm ausbricht."  Er sei froh, dass Tisal die FPÖ zu ihrem Fest eingeladen haben. "Ja,warum denn nicht?!", würde er dazu auch Ohenhen einladen. Der sei ihm sehr sympathisch.

Afrika und Europa

Im Grunde einig waren sich beide, dass Europa Verantwortung für die Lage in Afrika hat. "Dass Konzerne den Kontinent ausbeuten", so Strache. "Dass man den Lebensraum in Afrika zerstört", so Ohenhen. 

Auswege? Vor Ort Hilfe leisten, um Zukunfts- und Lebensperspektiven zu  ermöglichen. So lautete der Tenor der beiden.
Strache würde, auf Nachfrage, auch ein konkretes Projekt von Knittelfeld mit einer Stadt in Afrika unterstützen.

Zuvor müsste man aber dafür sorgen, dass man die Grenzen ordentlich schützt. Ohenhen sah das freilich anders.

"Doch harmonisch"

Während der gesamten Debatte tauschten sich Juroren über Whatsapp intensiv aus. Fazit laut Katja Heine: "Die Stimmung war doch sehr harmonisch". 

Heißes Eisen aus Sicht der Beobachter war das Thema "Ehe für Alle". Die Juroren meinten, die Geburtenraten würden auch bei einer legalen Homoehe nicht zurückgehen. Strache war anderer Ansicht.
So oder so: Würde ihm seine Tochter eröffnen, eine Frau zu lieben und diese heiraten zu wollen, dann "ist das zu respektieren. Sie ist eine eigenständige Persönlichkeit." Nur wisse Strache, dass "sie auf Buam steht".

PS: Das nächste Mal heißt es im Wahlsalon "Mittendrin in Europa" - mit Ulrike Lunacek (Grüne), am 16. 9. in der FH Villach, Audimax. Die Debatte wird im Livestream gezeigt.