„Heute spricht nur Alexander Van der Bellen. Zum einen er selbst, zum anderen Norbert Hofer mit Zitaten von ihm.“ Auf diesen Punkt brachte ein User seine ersten Eindrücke vom ersten TV-Duell zwischen den beiden Kandidaten für die Stichwahl zur Bundespräsidentenwahl auf Puls 4. Hofer wirkte durchaus überrascht davon, dass auch sein Konkurrent von Anfang an offensiv agierte: „Sie haben offenbar zu viel Kaffee getrunken heute!“

Der FPÖ-Kandidat versuchte, Van der Bellen mit Zitaten aus grüner Vergangenheit in die Enge zu treiben, die dieser jedoch schlagfertig parierte. Van der Bellen wiederum ließ keine Gelegenheit aus, zu unterstreichen, welchen Schaden Österreich durch einen Präsidenten Hofer nehmen würde, der nicht in der Lage sei, sich von der FPÖ zu distanzieren: Außenpolitisch und daher insbesondere auch wirtschaftlich, weil Hofers europafeindliche Haltung Misstrauen säen und Arbeitsplätze kosten würde, denn jeder zweite Arbeitsplatz in Österreich hänge vom Außenhandel ab.

Das Duell in Zitaten:

Zur Parteimitgliedschaft:

Norbert Hofer: "Sie sind zuerst der KPÖ nahegestanden, waren dann SPÖ-Mitglied, dann beiden Grünen, und jetzt sind Sie das offenbar auch nicht mehr. Die Parteifarbei ist ja nicht wichtig, aber die Verlässlichkeit."

Alexander Van der Bellen: "Ich bin immer noch ein Grüner, habe aber seit 8 Jahren keine Parteifunktion mehr, im Gegensatz zu Ihnen, Sie sind immer noch stellvertretender  Parteichef, haben alles zu verantworten, was in Ihrer Partei so passiert."

Zu Stimmen aus Europa über Hofer:

Norbert Hofer: "Sogar der Grüne Parteichef in Berlin will sich einmischen in die Angelegenheiten Österreichs. Aber das werden die Österreicher selbst entscheiden."

Alexander Van der  Bellen: "Als in Frankreich Chirac und Le Pen zur Wahl standen, haben wir uns bei uns auch große Sorgen gemacht. Dort hat man dann übrigens so reagiert, dass alle anderen Chirac gewählt haben, um Le Pen zu verhindern."

Zu den Kompetenzen des Präsidenten

Norbert Hofer: "Wenn die Arbeitslose mehr werden, die Regierung die Steuern erhöht, in der Bildung nichts weitergeht, noch mehr Frauen vergewaltigt und erschlagen werden, dann werde ich die Regierung entlassen."

Alexander Van der Bellen: "Ich werde keinen mit der Regierungsbildung beauftragen, dessen Partei von europäischer Einigung nichts hält, der Freunde hat wie Le Pen und EU zerstören will, weil ich überzeugter Europäer bin und dieses Verhalten jede Menge von Arbeitsplätzen kosten würde."

Zur politischen Standfestigkeit:

Norbert Hofer: "Man weiß nie, woran man mit Ihnen ist. Sie ändern dauernd Ihre Meinung."

Alexander Van der Bellen: "Wer ändert denn dauernd seine Meinung? Hofer frisst Kreide, man sieht es ihm nur noch nicht so an. Ich weiß, dass manche meiner Positionen noch nicht mehrheitsfähig sind, aber wozu brauchen wir denn Politiker, wenn nicht dazu, Meinungen zu vertreten, hinter denen eben noch keine Mehrheit steht."

Zur Ehrlichkeit im Wahlkampf:

Norbert Hofer: "Sie sind nicht ehrlich."

Alexander Van der Bellen: "Sie auch nicht."

Zur direkten Demokratie:

Norbert Hofer: "Die Bürger sollen mehr direkt entscheiden, aber die Initiative muss von den Bürgern kommen, zum Beispiel sehr erfolgreiche Volksbegehren."

Alexander Van der Bellen: "Ich bin nicht für einen Übergang von der reprentativen zu einer plebiszitären Demokratie, denn die FPÖ würde das bei jeder passenden Gelegenheit für ihre Zwecke nützen."

Zu ihren ersten Reiseplänen:

Norbert Hofer: "Ich würde in die Nachbarländer reisen, sowie durch Österreich, zu den Landeshauptleuten."

Alexander Van der Bellen: "Ich würde die Landeshauptleute zu mir einladen, nicht zu den eh schon mächtigen Landesfürsten antichambrieren. De erste Tour würde ich nach Paris machen, zum Endspiel der Europameisterschaft, wo wir uns alle wünschen, dass Österreich im Finale steht. Und ich würde die Tradition von Heinz Fischer fortsetzen: auf wichtige Auslandsreisen große Wirtschaftsdelegation und kulturelle Delegationen mitnehmen, denn damit schaffen wir Arbeitsplätze."

Dazu, was sie am Gegner stört:

Norbert Hofer: "Mich befällt ein Unwohlsein, wenn es um Österreich geht. Die Grüne sagen, sie sind die Ausländerpartei.  Das ist in Ordnung, aber die Zuwanderung, die, die wir jetzt haben, gefällt mir nicht. Sogar die Ausländer sagen: Jetzt holt ihr die ins Land, vor denen wir geflüchtet sind."

Alexander Van der Bellen: "Die Europapolitik der FPÖ, die Verzwergung des Staates Österreich, der Stil gegenüber ausländischen Regieurngschefs: Strache will Angela Merkel "davonjagen", bezeichnet Italiens Regierungschef Renzi als "Schlepper". Da kommt jeder Bundespräsident in Probleme, muss erklären, der Strache meint es eh nicht so, ist ein bissl..., na ja, ..."

Zur Ausländerpolitik:

Norbert Hofer: "Es geht darum, dass wir das Maß überschritten haben."

Alexander Van der Bellen: "Die FPÖ sagt ja nicht erst jetzt, das Boot ist voll, sondern seit 30 Jahren. Schauen Sie sich die österreichische Fußball-Nationalmannschaft an. Die Hälfte der Leute sind aus Zuwanderungsfamilien. Die hätten alle nicht kommen können, wenn Sie schon seit 30 Jahren Ihre Politik der Abschottung unbehindert betreiben hätten können."

Dazu, warum man sie wählen soll:

Norbert Hofer: "In dieser Funktion wäge ich bei jeder Entscheidung ab, was ist gut für Österreich."

Alexander Van der Bellen: "Ich bin überzeugter Österreicher und überzeugter Europäer, und ich glaube, dass die europäische Zusammenarbeit ein wirtschafts-, macht-und sicherheitspolitisches Erfordernis ist."

Am kommenden Freitag, 13. Mai, mit Beginn um 17 Uhr treten Hofer und Van der Bellen in der Grazer Stadthalle gegeneinander an.

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