Die Vorschläge aus dem Bildungsministerium, wonach künftig an Volksschulen bis zur dritten Klasse standardmäßig nur verbale Beurteilungen gegeben werden sollen und ein Durchfallen nur in Ausnahmefällen möglich wäre, stoßen bei ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer auf Kritik. Die Entwürfe entsprächen nicht der Einigung zur Bildungsreform vom Herbst, sagte er im "Ö1-Mittagsjournal".

Die Entscheidung darüber, ob an einer Schule Ziffernnoten oder verbale Beurteilungen in den Zeugnissen stehen, müsse am Standort autonom getroffen werden. Das stehe auch so in der Vereinbarung zu den Eckpunkten der Bildungsreform, die am 17. November präsentiert wurden, so Mahrer. "Ich stelle mir die Frage, wo die Leseschwierigkeiten in Österreich wirklich vorhanden sind", so der Staatssekretär in Richtung Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ).

Mahrer: Leistungskomponente notwendig

Mit der in dem Ministeriums-Vorschlag enthaltenen De-facto-Abschaffung des Sitzenbleibens in der Volksschule bis zur dritten Klasse ist Mahrer auch nicht glücklich: Er sei der Meinung, dass es im System "eine vernünftige Leistungskomponente braucht. Das generelle Abschaffen ist meiner Meinung nach kein Thema."

Die NEOS wiederum begrüßen in einer Aussendung den Vorschlag des Bildungsministeriums für verbale Beurteilungen, wenn die Eltern nicht dezidiert Ziffernnoten für ihre Kinder wollen. Das wurde in den vergangenen Jahrzehnten schon in zahlreichen Schulversuchen erprobt. Es sei nun "höchst an der Zeit, dass wir aus den hunderten Schulversuchen herauskommen", da sich "alternative Feedbacksysteme hundertfach bewährt" hätten, so NEOS-Bildungssprecher Matthias Strolz.

FPÖ fragt: Wieviele Nicht-Genügend?

FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz möchte angesichts der SP-Vorschläge über "die tatsächlichen Größenverhältnisse bezüglich Fünfern im Zeugnis" in Volksschulen Bescheid wissen. In einer eingebrachten parlamentarischen Anfrage erfragt Rosenkranz "die Anzahl der Nicht genügend bzw. negativen Beurteilungen in den Volksschul-Semesterzeugnissen sowie deren Verteilung auf Bundesländer, die ersten drei Schulstufen, Unterrichtsgegenstände und wie viele negativ beurteilte Schüler nicht Deutsch als Umgangssprache haben etc.".