Die Spitzenkandidaten von ÖVP und NEOS, Othmar Karas und Claudia Gamon, sprachen sich, befragt von Greenpeace, nicht für ein Verbot von Glyphosat aus, alle anderen Kandidaten schon. Die Neos korrigierten, die ÖVP relativierte später allerdings diese Aussagen.

Sowohl Andreas Schieder (SPÖ), Harald Vilimsky (FPÖ) wie auch Werner Kogler (Grüne) und Johannes Voggenhuber (1 Europa/JETZT) treten laut Greenpeace unisono für ein EU-weites Verbot von Glyphosat ein. Greenpeace merkte allerdings an, dass bei der FPÖ das tatsächliche Abstimmungsverhalten sowohl im EU-Parlament wie auch im österreichischen Nationalrat zu Glyphosat der Antwort ihres Spitzenkandidaten in zwei von drei Fällen widersprochen habe.

"Eine Mehrheit der österreichischen KandidatInnen spricht sich für ein Ende des Einsatzes von Glyphosat in der gesamten Europäischen Union aus, das ist erfreulich. Von einem geschlossenen Auftreten aller Parteien gegen das Pflanzengift kann jedoch leider keine Rede sein", sagte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich, mit Blick auf das Nein von Karas und Gamon.

Besonders verwunderlich sei, dass sich Karas nicht für ein Glyphosat-Verbot ausgesprochen habe, "obwohl ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz bereits 2017 medienwirksam einen österreichweiten Glyphosat-Ausstieg angekündigt hatte", so Theissing-Matei. "Es ist höchste Zeit, dass die ÖVP in Österreich und im Europäischen Parlament gleichermaßen eine klare Position gegen das wahrscheinlich krebserregende Pflanzengift bezieht und auch danach handelt."

Auch auf nationaler Ebene verschleppe die Bundesregierung trotz aller Ankündigungen den Glyphosat-Ausstieg, kritisierte Greenpeace. So sei etwa der Veröffentlichungstermin für die angekündigte Machbarkeitsstudie zum Glyphosat-Ausstieg bereits zweimal verschoben worden. Greenpeace fordert daher ein "klares Nein" zu Glyphosat von allen zukünftigen österreichischen Vertretern im EU-Parlament.

Während die NEOS eine "Klarstellung" veröffentlichten, wonach sie "seit längerem für ein rasches Verbot" eintreten, sah die ÖVP die Darstellung ihrer Position durch der NGO als "zu zugespitzt" an.

Neos korrigieren

"Es braucht ein europaweites Verbot von Glyphosat - für Privathaushalte ist das auch sofort umsetzbar", erklärte Gamon. "In der Landwirtschaft oder bei anderen Großanwendern wie etwa die ÖBB müssen wir aber sicherstellen, dass bei einem Verzicht nicht andere, ebenso bedenkliche Stoffe zum Einsatz kommen. Wir müssen sicherstellen, dass es zu einem echten Wandel in der Landwirtschaft mit einer systematischen Reduktion von chemischen Pflanzenschutzmitteln kommt."

ÖVP relativiert

Die ÖVP übermittelte der APA deren vollständige Antwort auf die Anfrage von Greenpeace. Darin wird vor allem auf die Machbarkeitsstudie verwiesen. Man nehme die Bedenken der Menschen "sehr ernst". "Wir sind dafür, dass bei geringstem Zweifel an schädlichen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt ein Ausstieg zu entwickeln ist", heißt es in dem Schreiben.

"Auf Initiative der Volkspartei wird von der Österreichischen Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in Zusammenarbeit mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) gerade eine Machbarkeitsstudie und ein Aktionsplan zum gänzlichen Ausstieg aus Glyphosat in Österreich erarbeitet", so die Stellungnahme. Dabei müssten die rechtlichen Voraussetzungen für ein generelles nationales Verbot des Pestizids "ebenso geklärt werden wie die Verfügbarkeit von Alternativen und deren ökologische Auswirkungen".

Ziel sei es, "erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie noch im ersten Halbjahr 2019 präsentieren zu können".